Kostenloser Museumsbesuch in Berlin: Senat will festen Gratistag einführen

Die Formulierung ist eindeutig: „Die Koalition setzt sich für eine kostenfreie Zeitspanne für Berliner für den Besuch öffentlicher Museen in Berlin ein, um finanzielle Hürden für den Museumsbesuch zu senken.“ So steht es im Koalitionsvertrag, auf den sich SPD, Linke und Grüne 2016 geeinigt haben. Nun macht sich Kultursenator Klaus Lederer (Linke) daran, den Passus des Vertrags zu erfüllen. „Wir planen eine eintrittsfreie Zeitspanne einzurichten“, sagte er der Berliner Morgenpost.

Daran gedacht ist, einen kostenlosen Tag in der Woche festzulegen. Wie es aus der Kulturverwaltung heißt, soll dies kein Werktag sein, sondern ein Tag am Wochenende. Schließlich solle die Maßnahme Berliner in die Museen bringen. Außerdem wolle man nicht etwa Madrid, Paris oder London kopieren, wo der Eintritt zu Dauerausstellungen vielfach frei ist – dafür sind die Sonderausstellungen oft besonders teuer. In Berlin solle an dem Gratistag der Besuch aller Ausstellungen gratis sein. Derzeit würden dazu viele Gespräche geführt, hieß es.

Gratis-Eintritt vorerst nur für städtischen Museen

Tatsächlich ist das, was einfach klingt, kompliziert. Das liegt auch an der heterogenen Museumslandschaft. So gehören die weltbekannten Häuser auf der Museumsinsel, am Kulturforum aber etwa auch der Hamburger Bahnhof zur Stiftung Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz (SMPK) – und befinden sich damit außerhalb der Senatshoheit. Auch die Stiftung Stadtmuseum mit Märkischem Museum, Nikolaikirche, Ephraim-Palais und Knoblauchhaus arbeitet eigenständig – ebenso das Jüdische Museum.

Deshalb kann der Lederer-Plan für den Gratis-Eintritt vorerst nur städtischen Museen wie das Museum für Kommunikation, die Domäne Dahlem, das Technikmuseum oder das Naturkundemuseum betreffen. Doch selbst diese gestalten ihre Einlasspolitik bisher individuell. So nehmen die besonders beliebten Technik- und Naturkundemuseum auch von Kindern und Jugendlichen Eintritt, während viele andere Berliner Häuser darauf verzichten.

Freier Eintritt teilweise schon vorhanden

In die Überlegungen für einen freien Tag dürften auch die unterschiedlichen Erfahrungen der vergangenen Jahre einfließen. Tatsächlich hat es immer mal wieder Gratis-Versuche gegeben. So hatten die großen SMPK-Museen lange Zeit donnerstags kostenlos geöffnet. Jedoch nutzten vor allem Reisebusveranstalter das Angebot. 2010 wurde die Regelung wieder abgeschafft.

Und auch heute gibt es noch mancherorts freien Eintritt – zum Beispiel am ersten Mittwoch des Monats im Märkischen Museum, im Museum Nikolaikirche und im Museum Ephraim-Palais, oder am ersten Donnerstag von 16 bis 20 Uhr im Museum für Gegenwart im Hamburger Bahnhof – finanziert übrigens von einem Autokonzern.

Start frühestens im Jahr 2020 möglich

Dieses Beispiel weist schon darauf hin, dass man auch über Geld sprechen muss, schließlich verlieren die Häuser Einnahmen. Sollte nun etwa der ohnehin besucherstarke Sonntag gratis werden, wären die Einbußen besonders groß.

Kultursenator Lederer plant, eine bisher noch nicht errechnete Summe in den Doppelhaushalt 2020/21 einzubringen. Das bedeutet, dass das Projekt freier Museumseintritt frühestens zum 1. Januar 2020 beginnen könnte.