Kotti-Wache in Kreuzberg: Teurer Pausenraum oder „Anker“ für den Kiez?

Die Eröffnung der umstrittenen Polizeiwache am Kottbusser Tor naht. Wie die SPD versucht, für gute Stimmung zu sorgen.

In den Räumen über der Adalbertstraße soll am 15. Februar die Kotti-Wache eröffnen.
In den Räumen über der Adalbertstraße soll am 15. Februar die Kotti-Wache eröffnen.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Die neue Polizeiwache am Kottbusser Tor in Kreuzberg ist teuer und umstritten. Nicht nur die linke Szene und auch manche Kreuzberger halten sie für überflüssig. Auch innerhalb der Polizei ist nicht jeder von ihrem Sinn überzeugt.

Und offenbar hält sich auch die Lust mancher Polizisten, dort zu arbeiten, in Grenzen. So ist es in Gesprächen mit Beamten zu hören. Diesem Eindruck versuchen Polizeipräsidentin Barbara Slowik und Berlins SPD-Innensenatorin Iris Spranger derzeit energisch entgegenzutreten.

Zunächst, so die Polizeichefin, habe es ein Ausschreibungsverfahren gegeben „mit nicht so großer Resonanz“. In diesem ersten „Gewinnungsverfahren“ innerhalb der Behörde habe sich ein Beamter beworben, sagte Slowik am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. So ein Gewinnungsverfahren sei aber nur eine Form, um eine Position zu besetzen.

Im Rahmen der üblichen und ständigen Rotation von Einsatzhundertschaften in die örtlichen Polizeiabschnitte hätten sich aber viele Beamte freiwillig gemeldet. Von Zwangsverpflichtungen könne keine Rede sein. „Wir haben es regelmäßig: Wenn sich Kolleginnen und Kollegen nach mehreren Monaten an ihrem Arbeitsplatz nicht wohlfühlen, dann finden wir eine neue Aufgabe“, so Slowik. „Das gilt natürlich auch für die Kotti-Wache.“

Barbara Slowik: „Ein entscheidendes Modul im Sicherheitskonzept“

Die Abschnitte, von denen die Beamten zur Kotti-Wache wechseln, sollen durch eine neu aufzubauende 17. Einsatzhundertschaft aufgefüllt werden. Für Slowik ist die neue Polizeiwache „ein entscheidendes Modul im Sicherheitskonzept“ für das Kottbusser Tor.

Die Kotti-Wache wird derzeit im ersten Stock des Hochhauses in der Überführung über der Adalbertstraße in einer ehemaligen Spielothek hergerichtet. Die Kosten für den Umbau liegen bei rund 3,24 Millionen Euro und laut Senat etwas unter dem geplanten Rahmen.

In der Wache sollen 25 Beamte in mehreren Schichten arbeiten. Rund um die Uhr werden dort jeweils drei Polizisten sitzen. Auch ein Arbeitsplatz für das bezirkliche Ordnungsamt ist vorgesehen.

Laut Innensenatorin Spranger gibt es am Kottbusser Tor die schon immer übliche Präsenz von Polizisten auf den Straßen – die Kontaktbereichsbeamten, die Brennpunkt- und Präsenz-Einheit, die Fahrradstreifen. „Dass die da nur drinsitzen und keinen Kontakt zu unten haben, ist so nicht vorgesehen.“

Vasili Franco: „Das klingt das nach Berlins teuerstem Pausenraum“

So wie ihre Polizeipräsidentin ist auch Spranger davon überzeugt, dass die Polizisten dort gern arbeiten werden. „Die ersten Polizistinnen und Polizisten, die sich das angeschaut haben, haben gesagt, dass sie auch länger als im Rahmen der Rotation dort arbeiten möchten, weil es wirklich sehr gute Bedingungen sind“, so Spranger.

„Für mich klingt das so, dass die Motivation dort zu arbeiten, noch nicht so hoch ist“, sagte Vasili Franco, innenpolitischer Sprecher der Grünen. „Auch wenn das alles sehr schön aussehen mag, klingt das nach Berlins teuerstem Pausenraum.“

Dem Begriff „Pausenraum“ widersprach Spranger „ganz vehement“. Die Wache sei „der erste Anker“, der dort gebraucht werde. Im vergangenen Jahr habe die Polizei insgesamt 33.700 Einsatzstunden am Kottbusser Tor geleistet.

SPD plant Kundgebung am Eröffnungstag

Die Eröffnung der Wache ist für den 15. Februar geplant. Der Polizeistützpunkt soll Teil in einem „Gesamtkonzept“ für die Verbesserung der Zustände an diesem kriminalitätsbelasteten Ort sein. Für den Tag der Eröffnung hat die SPD Kreuzberg bei der Polizei eine Kundgebung auf Höhe der Adalbertstraße 96 angemeldet. Das Motto lautet: „Für sozialen Zusammenhalt in Kreuzberg“.

Bei einem Wahlkampfauftritt am vergangenen Donnerstag hatten Spranger und die SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey die Wache besichtigt. „Ein Großteil derer, die sowieso schon hier tätig sind, kommt vom Abschnitt 53“, sagte da Stabsleiter Steffen Dopichay. „Auch die Führungskräfte kommen vom Abschnitt 53, die freuen sich total auf diese Tätigkeit. Die haben wir gar nicht suchen müssen, die haben sich sofort bereit erklärt.“ 

Und Franziska Giffey ergänzte: „Und es ist natürlich eines auch mal klar: Die Kollegen, die hier arbeiten, die erleben in einem Jahr so viel wie manch andere in zehn Jahren Berufsleben. Dit is nu mal so.“