Kriminalität am Alexanderplatz: Dauerhaft schlechter Ruf
Der Alexanderplatz bleibt einer der verrufensten Orte der Stadt. Am Wochenende gab es erneut einen Großeinsatz der Polizei.

Berlin-Mitte-Der Alexanderplatz wird seinen Ruf als einer der gefährlichsten Orte der Stadt nicht los. Erneut gab es am Sonntag einen Großeinsatz der Polizei. Der Grund: Mehrere Männer waren in einer Bar am Kino Cubix in Streit geraten. Es begann mit einem Gerangel um zwei Besucherinnen. Daraus entwickelte sich eine handfeste Schlägerei zwischen einer Gruppe von mehreren Besuchern. Dabei wurden zwei Männer im Alter von 23 und 24 Jahren verletzt. Sie mussten mit gebrochenen Nasen in Krankenhäuser gebracht werden. Von den Tätern fehlt jede Spur.
Der Alexanderplatz ist Deutschlands größter öffentlicher Platz. Er umfasst eine Fläche, die so groß ist wie 35 Fußballfelder. Täglich nutzen ihn Zehntausende Menschen zum Umsteigen.
Kein Tag vergeht, an dem es rund um den Bahnhof nicht zu Straftaten kommt. Darunter sind Sexualstraftaten wie der Missbrauch von Kindern, Vergewaltigungen, Diebstähle, Betrügereien sowie der Handel mit Drogen. Die Kriminalität ist trotz der Alex-Wache nicht spürbar zurückgegangen, sagen Polizisten. Dennoch räumen sie ein, dass Touristen und Anwohner sich durch den weithin sichtbaren Container sicherer fühlen. Die Wache wurde vor zweieinhalb Jahren mitten auf dem Platz installiert. Gleichzeitig nahm die Ermittlungsgruppe „Alex“ der Kriminalpolizei ihre Arbeit auf. Seit dem 1. März 2018 gibt es einen Staatsanwalt, der speziell für Täter vom Alexanderplatz zuständig ist.
Die Alex-Wache gehört zum Polizeiabschnitt 57 in der Keibelstraße und ist rund um die Uhr besetzt. Die Wache verfügt über moderne Funk- und Kommunikationstechnik. Sie soll in Berlin einmalig bleiben. Dabei spielen sicherlich auch die Kosten eine Rolle. So zahlte Berlin im vergangenen Jahr monatlich 4260 Euro Miete plus 2982 Euro Betriebskosten für den Container auf dem Alex. In diesem Jahr stiegen die Miete auf 4415 Euro und die Betriebskosten auf 9980 Euro.
Seit Jahren prägen Rohheitsdelikte das Bild des Betonplatzes. Ihre Zahl ist seit fünf Jahren stabil hoch. So registrierte die Polizei 2015 insgesamt 637 Fälle, im vergangenen Jahr stieg sie in diesem Bereich auf 794 Fälle. Insgesamt hat sich die Zahl der Straftaten rund um den Bahnhof in den vergangenen Jahren auf rund 7500 im Jahr eingepegelt, sagen Polizisten. Nach wie vor machen Diebstähle das Gros der Straftaten aus. 2015 zählte die Polizei 4436 Taten. Ein Jahr später waren es 4452 Fälle und im vergangenen Jahr sank die Zahl auf 3669. Diese Zahlen gehen aus der Antwort einer parlamentarischen Anfrage der CDU im Abgeordnetenhaus an die Innenverwaltung hervor.
Viele der Täter auf dem Alexanderplatz sind nach den Erfahrungen der Beamten Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Pakistan und dem Irak. Mehr als 100 Personen sind amtsbekannt, 40 gehören zum harten Kern. Die Beamten sprechen neben Arabisch auch Türkisch und Kurdisch. Hier treffen Profis der Diebstahlsszene auf angetrunkene und aggressive Jugendgruppen sowie Obdachlose, sagen Ermittler.