Kriminalität am Hauptstadtflughafen: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Korruption am BER

In einem Korruptionsfall um den Hauptstadtflughafen (BER) hat die Staatsanwaltschaft Neuruppin Anklage gegen vier Verdächtige erhoben. Einem ehemaligen Bereichsleiter des Flughafens wird Bestechlichkeit im besonders schweren Fall vorgeworfen und dem ehemaligen Geschäftsführer des Bauausrüsters Imtech als Gegenüber Bestechung im besonders schweren Fall. Die anderen beiden Angeklagten, zwei Ex-Imtech-Manager, sind der Beihilfe dazu beschuldigt.

Der ehemalige Bereichsleiter des Flughafens saß bis zum 18. September in Untersuchungshaft und kam dann laut Staatsanwaltschaft gegen Kaution frei. Er war im Mai wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr festgenommen worden.

150.000 Euro Schmiergeld

Der Verdächtige soll im Dezember 2012 Imtech-Nachforderungen von mehr als 60 Millionen Euro bewilligt haben, ohne dass die Nachträge überprüft waren. Kurz zuvor soll er dafür von dem Konzern 150 000 Euro Schmiergeld in bar erhalten haben. Der ebenfalls angeklagte Ex-Geschäftsführer von Imtech soll einen seiner Manager beauftragt haben, das Geld zu beschaffen. Der andere Manager habe wiederholt zwischen BER- und Imtech-Seite vermittelt, so die Staatsanwaltschaft.

Imtech hatte über Jahre an der Brandschutzanlage des Flughafens mitgearbeitet. Im August 2015 musste das Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden Insolvenz anmelden. Aber schon 2012 steckte es laut Staatsanwaltschaft in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Letztlich habe demnach die Flughafengesellschaft Ende 2012 an Imtech 25 Millionen Euro gezahlt sowie 41 Millionen Euro an eine Arbeitsgemeinschaft, an der Imtech beteiligt war.

Schon früher Unregelmäßigkeiten

Schon vor den Korruptionsvorwürfen war der Energie- und Gebäudetechnik-Konzern mit erheblichen Unregelmäßigkeiten aufgefallen. So hatte die deutsche Tochter nach Konzernangaben über Jahre hinweg Umsätze ausgewiesen, die es gar nicht gab. Das führte zu höheren Boni für die Führungsetage. Dann folgten millionenschwere Abschreibungen und Stellenstreichungen.
Durch ein anonymes Schreiben hatte die Flughafengesellschaft im Sommer 2013 Hinweise auf die mutmaßliche Bestechung erhalten. Der Verdacht ließ sich nach Angaben des Unternehmens in internen Untersuchungen aber nicht erhärten. Der Aufsichtsrat befand im März 2015, dem damaligen Flughafenchef Hartmut Mehdorn sei in der Sache kein Vorwurf zu machen. (dpa)