Berlin - Erstmals seit Jahren hat die Kriminalität in Berlin 2011 wieder zugenommen. Jeden Tag wurde im Schnitt in 27 Berliner Wohnungen und Häuser eingebrochen, pro Tag wurden durchschnittlich 65 Fahrräder gestohlen. Insgesamt verzeichnete die Polizei von Januar bis November laut einer von der amtierenden Polizeipräsidentin Margarete Koppers vorgestellten vorläufigen Bilanz 9 730 Wohnungseinbrüche – eine Steigerung von 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
„Wir haben einen Aufwärtstrend, der zum Teil besorgniserregend ist“, sagte sie. 454 000 Straftaten verzeichnete die Polizei insgesamt, 4,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote sank leicht auf 46 Prozent. 38 Menschen starben durch Tötungsdelikte, genauso viele wie 2010.
Innensenator Frank Henkel (CDU) sagte der Berliner Zeitung am Montag, die Zahlen bestätigten die kritische Sichtweise, die seine Partei bereits in der Vergangenheit vertreten habe. „Die Sicherheitslage hat sich eben nicht nur subjektiv verschlechtert. Das lässt sich auch objektiv an Zahlen festmachen.“ Henkel machte für die Entwicklung den Personalabbau der vergangenen Jahre verantwortlich.
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Allerdings ist laut den Zahlen weniger die Sicherheit der Berliner als die ihres Eigentums bedroht. Nicht Gewalt, sondern Trickbetrügereien, Diebstähle und Einbruch sind die Delikte, die die Statistik nach oben getrieben haben. Zunehmend werden Villen heimgesucht, dort verzeichnete die Polizei sogar eine Steigerung von 27 Prozent. Besonders stark – um 30 Prozent – hat der Diebstahl von Fahrrädern zugenommen.
Koppers geht davon aus, dass die Täter zu international agierenden Banden gehören, die Berlin als Zielscheibe entdeckt haben. „Berlin ist wegen der kurzen Wege nach Osteuropa besonders belastet“, sagte die Polizeipräsidentin. Nur jeder vierte Diebstahl könne aufgeklärt werden. Sie riet den Bürgern, stärker auf ihr Eigentum zu achten. Manch Berliner habe sein gestohlenes Rad schon im Hotel in der Hohen Tatra wiederentdeckt, hieß es aus der Polizei.
Henkel versprach, der neue Senat wolle Berlin sicherer machen. Er will die Polizei personell stärken und die Präsenz stadtweit verbessern: „Mehr Personal hilft unseren Sicherheitskräften, wieder stärker präventiv und strafverfolgend tätig zu werden.“ In den nächsten Jahren sollen 250 neue Polizisten eingestellt werden, wurde vereinbart.
Die Piraten-Partei setzt auf persönliche Prävention. Unter Verweis auf die vielen Wohnungseinbrüche und Fahrraddiebstähle sagte Christopher Lauer, Mitglied des Innenausschusses: „Ein großer Teil der Taten ist also halb so wild, da helfen gute Schlösser, nicht mehr Polizisten.“ (mit dpa)