Krise im Buchhandel: Kaufen Sie doch mal wieder ein Buch

Überall ist Krise - auch für den Buchhandel. Zwar wollen alle sparen aber gerade bei Büchern sollten wir das nicht. Sonst ist der Buchladen nebenan bald weg.

Bücher sind ein äußerst wichtiges Kulturgut.
Bücher sind ein äußerst wichtiges Kulturgut.imago/Westend61

Liebe Leserinnen und Leser, bitte gehen Sie in den Buchladen Ihres Vertrauens und kaufen Sie Bücher. Lassen Sie sich dort einfach beraten, erzählen Sie, was Ihnen an Lesestoff zuletzt gefallen und lassen Sie sich etwas empfehlen.

Sie fragen sich sicher, warum ich Sie an dieser Stelle mit dieser Bitte bedränge. Das liegt ganz einfach daran, dass ich mal wieder bei der Buchhändlerin meines Vertrauens war. Der vorherige Besuch ist schon eine Weile her. Die Freude war also groß, und weil niemand sonst im Laden war, wechselten ein paar Fragen die Seiten. Na, wohin geht es in den Urlaub? Wie laufen die Geschäfte?

Als ich ihr Gesicht sah, war klar, dass sie nicht sagen würde: „Gut.“ Es war klar, dass sie nicht lügen würde. Sie sagte die Wahrheit: „Es läuft schlecht.“ Sie erzählte von 30 Prozent Umsatzrückgang, von der größten Krise in ihrer 30-jährigen Berufsgeschichte.

Erst kam Corona. Da lief es ja für die Buchläden in Berlin noch ganz gut, weil der linke Kultursenator Klaus Lederer das Buch zum geistigen Grundnahrungsmittel erklärte und durchsetzte, dass Buchläden nicht schließen mussten.

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Doch mit dem Ende der Corona-Welle im Frühjahr kam der große Einbruch beim Umsatz, denn seither liest offenbar kaum noch jemand ein Buch. Alle gehen wieder in die Kneipen und Gaststätten, in die Theater, Kinos und Clubs, in die Bordelle und Spielcasinos. „Alle haben ganz viel nachzuholen und kaum jemand kauft noch ein Buch“, sagte sie. „Und dann kam der Krieg.“

Das Holz ist zu teuer

Sie erzählte, dass die einen Verlage schon gar keine Bücher mehr nachdrucken ließen, weil die Papierpreise so gestiegen seien, denn bislang kam das meiste Holz aus Russland. Andere Verlage lassen ihre erhofften Bestseller schon jetzt in Masse drucken, weil der Druckpreis vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft sicher noch höher sein wird.

Die Buchhändlerin konnte sich nicht mal ein neues Bücherregal beim Tischler leisten, weil die Preise sich verdoppelt haben, weil das meiste Holz eben aus Russland kommt.

Dann erzählte sie, dass die Leute nun entweder ganz doll sparen müssten oder dass sie noch mal richtig teuren Urlaub machten, bevor sie sich nichts mehr leisten könnten. Während wir so über die Weltlage im Allgemeinen und den Zustand ihres Ladens im Konkreten sprachen, kamen genau vier Kunden in ihr Geschäft. Zwei schauten nur, zwei ließen sich beraten, kauften aber kein Buch.

Eigentlich wollte ich nur ein Buch kaufen, ließ mich dann aber wie immer von ihr beraten und kaufte vier Bücher. Und alle, die bald in den Urlaub fahren, sollte es genauso machen. Bevor es zu spät ist, bevor der Buchladen ihres Vertrauens dicht ist, weil niemand mehr Bücher gekauft hat.