Kritik an Berliner Entscheidung: Jüdische Gemeinde lehnt Beschneidungs-Regeln ab
Berlin - In einer Resolution hat die Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde die Pläne des Senats einstimmig abgelehnt. „Diese ist eine flagrante Einmischung in die über 3000 Jahre alten Traditionen des Judentums“, begründete die Gemeinde am Donnerstag ihre Entscheidung. Die Regelung hatte bereits am Mittwoch zahlreiche Kritiker auf den Plan gerufen. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland hält die vom Berliner Senat angekündigte Straffreiheit für Ärzte, die Beschneidungen vornehmen, nicht für ausreichend.
Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) hatte am Mittwoch in Berlin mitgeteilt, dass religiös motivierte Beschneidungen unter strengen Voraussetzungen in Berlin straffrei bleiben. Eltern oder Sorgeberechtigte der jüdischen oder muslimischen Jungen müssen künftig dem Eingriff - einer Entfernung der Vorhaut am Penis - ausdrücklich schriftlich zustimmen.
Beratung und medizinische Standards sind Pflicht, ebenso der Nachweis der religiösen Notwendigkeit etwa durch eine Bestätigung der Gemeinde. Die Beschneidung dürfe zudem nur noch nach medizinisch fachgerechten Standards vorgenommen werden. „Nach jetzigem Stand kann so ein Eingriff nur durch einen Arzt durchgeführt werden“, sagte Heilmann.
Der Justizsenator will sich nun in den kommenden Tagen mit den Mitgliedern der Repräsentantenversammlung der Gemeinde treffen. Er bedauere die Missverständnisse, erklärte er am Donnerstag. Mit der nun in Berlin getroffenen Regelung solle bis zu einem Bundesgesetz Rechtssicherheit für Juden und Muslime geschaffen werden.