Maaßenstraße in Schöneberg: Mit Tempo 20 durch Schöneberg

Berlin - Die Straße wirkt unspektakulär. Ein paar Bäume, viele Kneipen. Fußgänger und Fahrräder sind zwar in der Überzahl, doch Autos haben den größten Raum. Die Maaßenstraße in Schöneberg ist eine Wohn- und Geschäftsstraße wie viele in Berlin. Trotzdem ist sie etwas Besonderes. Denn der 150 Meter lange Südabschnitt zwischen Nollendorfstraße und Winterfeldtplatz soll Berlins erste Begegnungszone werden – und Vorreiter für weitere Projekte dieser Art. Autos dürfen künftig nur noch Tempo 20 fahren, Radler und Fußgänger bekommen mehr Platz.

Am Anfang stand eine Erkenntnis. 29 Prozent der Wege werden zu Fuß zurückgelegt, Berlin ist die Stadt der Fußgänger – doch sie stoßen oft auf Gefahren, oder andere Verkehrsteilnehmer machen ihnen Platz streitig. Um das zu ändern, hat der Senat 2011 die Fußverkehrsstrategie beschlossen. Zehn Modellprojekte sind geplant, die Begegnungszonen sind eines davon. Bezirke schlugen 33 Straßen vor, die Maaßenstraße macht jetzt den Anfang.

Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) kann das nur begrüßen. „Mit dem Miteinander gibt es dort Probleme“, sagte sie. „Autos fahren oft zu schnell, für Radfahrer und Fußgänger gibt es zu wenig Platz.“ An Markttagen werde es eng.

Im Spätsommer 2014 soll die Umgestaltung beginnen, 2015 alles fertig sein. Dann gilt die Straße als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich, sagte Staatssekretär Christian Gaebler (SPD). Tempo-20-Schilder werden aufgestellt, der Raum für Autos wird eingeschränkt. Heute steht ihnen die Straße auf fast 15 Meter Breite zur Verfügung, davon 8 Meter als Fahrbahn. Der Rest sind Parkplätze. Künftig soll es nur noch eine schmale Fahrbahn geben. Planer Horst Wohlfarth von Alm: „6,50 Meter reichen.“ In einem Konzept ist von 5,50 Meter die Rede. Fast alle Parkplätze fallen weg. Der ADAC fordert Ersatz in Nachbarstraßen.

Bürgerbeteiligung hat begonnen

Der Plan sieht auch vor, den Raum für Fußgänger auf fast 28 Meter zu verbreitern – heute teilen Passanten und Radfahrer 19 Meter. Die Bürger dürfen mitentscheiden, wie der Freiraum abgetrennt und gestaltet wird. „Denkbar wären Sitzbänke, Pflanzkübel, Fahrradbügel oder Poller“, sagte Wohlfarth von Alm.

Im Internet können Vorschläge eingereicht werden – bis 29. November in einem moderierten Dialog (begegnungszonen.berlin.de), den es in dieser Form erstmals gibt. Dort sind auch Pläne zu sehen, und es wird ein neuer Name gesucht. Begegnungszone, eine schweizerische Erfindung, ist ein sperriges Wort.

Dass Bordsteine versetzt werden, sei nicht nötig, sagte Gaebler. „Wir wollen an das Thema vorsichtig herangehen, mit einem überschaubaren Aufwand.“ Eine Summe nannte er nicht. Doch was geschieht, wenn eine Mehrheit der Bürger verlangt, dass inklusive der Parkplätze alles so bleibt, wie es ist? „Ich bin optimistisch, dass das nicht passiert.“

Eine weitere Begegnungszone soll am Checkpoint Charlie entstehen. Zuvor soll ein 500 Meter langes Teilstück der Bergmannstraße in Kreuzberg umgestaltet werden. Die Voruntersuchungen beginnen 2014. Der Bezirk hält eine Entschleunigung auf Tempo 10 für angemessen. „Die Planer müssen aufpassen, dass der Radverkehr nicht ausgebremst wird“, warnte Martin Schlegel vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Denn das Tempolimit würde auch für Radfahrer gelten.