Berlin - Die Nachricht könnte zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen: Gut eine Woche ist es noch hin bis zum 118. Deutschen Traber-Derby in Mariendorf. Da hat Ulrich Mommert, Eigentümer der traditionsreichen Bahn im Berliner Süden, angekündigt, deren Finanzierung künftig nicht mehr alleine stemmen zu wollen. In der Vermarktung sei nicht der entsprechende Erfolg möglich, sagte er der Berliner Zeitung.
Hintergrund des angedrohten Rückzugs ist ein schon länger schwelender Konflikt mit dem Vermarkter Rennsport Vertriebs GmbH, einer Tochter der Hamburger Rennsport Management GmbH, hinter der wiederum Win Race steht. Der Wettanbieter gehört zum Firmenkonglomerat des Hamburger Unternehmers Günter Herz und gibt im deutschen Trabrennsport den Ton an. Mommert hatte bereits im Dezember den Vorsitz des Berliner Trabrenn-Vereins abgegeben, weil er mit einem neuen Vertragsangebot nicht einverstanden war.
Mommert, dessen Frau Karin wie einst auch er selbst im Sulky sitzt, hatte die Trabrennbahn Mariendorf 2005 für vier Millionen Euro gekauft. Damals gab es Stimmen, der Unternehmer wolle sich mit dem Gelände eine goldene Nase verdienen. Acht Jahre später darf man feststellen: Was seine sportliche Leidenschaft betrifft, ist der Mann, der sich auch als Züchter verdient macht und mit seiner Frau nördlich von Berlin ein Traber-Gestüt betreibt, ein Idealist.
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Eine Chance auf Rendite bietet das 24 Hektar große Areal am Mariendorfer Damm jedenfalls nicht. Vielmehr muss Mommert für Erhalt und Betrieb der Sandbahn und des Bauensembles Jahr für Jahr einen mutmaßlich siebenstelligen Betrag zubuttern. In diesem Jahr müsste eigentlich das Sandgeläuf erneuert werden. Allein das würde eine halbe Million Euro kosten.
Für den Trabrenn-Verein ist die Nachricht, dass sich Mommert ganz abwenden, zumindest aber sein Engagement deutlich zurückschrauben könnte, eine Katastrophe und die mieseste Werbung für die Derby-Woche in Mariendorf. Nach einem langen Niedergang ist der Trabrennsport in Deutschland auf dem Weg zur Liebhaberei. Ohne privates Engagement bis zur Schmerzgrenze lässt er sich nicht mehr auf höherem Wettkampf-Niveau ausüben. Mommert glaubt, eine gemeinsame Vermarktung mit den Rennbahnen in Hoppegarten (Galopp) und Karlshorst (Trab) könne zumindest in Berlin den Weg in eine bessere Zukunft weisen. Sein Herz für Mariendorf schlägt noch: „Es wird dort auf jeden Fall weitergehen.“