Mauerbau: Schlager und Stacheldraht

Bei der Eröffnung im Jahr 2001 war auch Angela Merkel dabei, damals noch einfache Abgeordnete und frisch im Amt als CDU-Bundesvorsitzende. Erst habe sie sich über den spartanischen Ausstellungsaufbau gewundert, erzählt Maria Nooke und lacht. „Dann blieb sie anderthalb Stunden.“ Mittlerweile ist die seinerzeit zum 40. Jahrestag des Mauerbaus zusammengetragene Sammlung in der Gedenkstätte Berliner Mauer selbst zu einem Zeitdokument geworden. Am Donnerstag ist sie zum letzten Mal zu sehen.

Maria Nooke, heute stellvertretende Direktorin der Stiftung Berliner Mauer, war damals mit dem Historiker Gerhard Sälter und der Journalistin Doris Liebermann im Auftrag des Vereins Berliner Mauer an der Konzeption beteiligt. Die Fördergelder für solche Projekte waren knapper, der Umgang mit dem Mauergedenken ein Feld heftiger Auseinandersetzungen. Schon dass unter den Biografien der nach damaligem Kenntnisstand 136 Todesopfer an der Berliner Mauer auch die der acht umgekommenen Grenzsoldaten aufgeführt wurden, sorgte für Streit.

Akribisch haben die Ausstellungsmacher kleinste Details in jener kurzen Spanne zwischen Juni und Dezember 1961 recherchiert und auf drei Zeitstrahlen an vertikalen Seilen montiert, die die Entwicklung in der DDR, in West-Deutschland und im Ausland darstellen, in Texten, Bildern, Ton- und Filmaufnahmen. Heute skurril anmutende DDR-Propaganda-Schlager zur Verteidigung der Grenze sind dabei und Tondokumente des „Studios am Stacheldraht“. Das waren nach Ost-Berlin ausgerichtete mobile Lautsprecherstationen des West-Berliner Senats. Am Tag des Mauerbaus, am 13. August, treffen die Zeitstrahlen in einem Dreieck aufeinander und die gespannten Seile werden immer undurchdringlicher.

„Eigentlich war die Ausstellung als Wechselausstellung geplant“, sagt Maria Nooke. Dass sie nunmehr über zwölf Jahre überdauert hat, hat auch viel mit den veränderten politischen Rahmenbedingungen zu tun. Seit ausgerechnet der rot-rote Berliner Senat 2006 erstmals ein Gesamtkonzept zur Erinnerung an die Berliner Mauer beschloss, rückte der Ausbau der Gedenkstätte an der Bernauer Straße mit der Ausweitung des Freilichtmuseums in den Fokus und die Gründung der Stiftung. Erst jetzt soll das gesamte Dokumentationszentrum als Ausstellungsort mit doppelt so viel Platz ausgebaut werden.

Um 11 und 15 Uhr gibt es am morgigen Donnerstag noch einmal Sonderführungen und um 17 Uhr einen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte mit Stiftungsdirektor Axel Klausmeier und Maria Nooke. Danach wird abgebaut und wohl in Teilen schlicht entsorgt. Kritik, dass sich die Gedenkstätten-Ausstellung zu sehr auf das Jahr 1961 reduziert habe, findet Maria Nooke „völlig richtig“. Zudem gebe es zwischenzeitlich auch viele neue Erkenntnisse.