Mediaspree Berlin: Konkurrenz für Kater Holzig

Berlin - Es könnte am Friedrichshainer Spreeufer richtig schön werden. Künstler arbeiten in Ateliers und lassen ihrer Kreativität freien Lauf, Studenten pauken auf den Wiesen, Kinder toben auf Spielplätzen und die Berliner schlendern am Ufer nicht etwa nur über eine Promenade, sondern durch einen Park.

So könnte man sich das Leben auf dem Grundstück Holzmarktstraße 19–30 vorstellen, wenn es von der Berliner Stadtreinigung (BSR) an die Holzmarkt Genossenschaft verkauft würde, zu der die Betreiber des Clubs Kater Holzig auf der Kreuzberger Spreeseite gehören. Die Landes-SPD jubelt schon und spricht von einem „Gewinn für Berlin als kreative Metropole“, und auch die CDU hat „Sympathien für die kulturelle Nutzung“. Die rot-schwarzen Koalitionäre könnten einen guten Beweis liefern, dass sie es mit ihrem Kurswechsel in der Liegenschaftspolitik ernst meinen: beim Verkauf auch soziale und kulturelle Aspekte zu berücksichtigen, und nicht nur auf das Stadtsäckel zu achten.

Dann ist doch alles gut? Aber nein, nicht in der Hauptstadt. Zwar ist die BSR landeseigen, aber eben ein Unternehmen. Sie will sich keinesfalls von stadtentwicklungspolitischen Wünschen beeinflussen lassen. Die BSR sei verpflichtet, an den Meistbietenden zu verkaufen, betont deren Sprecherin Sabine Thümler. Und der Finanzsenator, zugleich BSR-Aufsichtsratschef, beharrt auf seiner Linie: Verkauf nur nach Höchstgebot.

Und es gibt noch ein Problem. Außer den Kater-Holzig-Leuten, die zehn Millionen Euro geboten haben sollen, gibt es zwei weitere Interessenten. Die haben jeweils für die Hälfte des Areals geboten, zusammen liegt ihr Gebot über dem der Genossenschaft. Ein Geschmäckle hat der Fall zusätzlich, weil einer der anderen Bieter Abris Lelbach heißt.

Der ist nicht nur Chef des Elektroanlagenunternehmens Elpro GmbH, sondern auch Aufsichtsratsmitglied der BSR und Gründer einer Stiftung. Die wiederum ist an Immobilienprojekten in Potsdam (Palast Barberini) beteiligt und will nun an der Holzmarktstraße Wohnungen bauen, etwa für Krankenpfleger.

Die BSR spielt das Thema herunter, natürlich nehme Lelbach nicht an den Sitzungen zum Thema Grundstück teil. Noch verhandelt die BSR mit allen drei Bietern. In einem Monat will der Aufsichtsrat entscheiden – dann ist klar, was in Berlin zählt: Konzept oder Stadtsäckel.