Mieten in Berlin: Wohnen in Neukölln wird immer teurer
In der Berliner Innenstadt sind die Mieten in den vergangenen fünf Jahren sehr viel stärker gestiegen als in den Außenbezirken. Das geht aus dem Immobilienreport 2014 des Online-Portals Immobilienscout 24 hervor, der am Mittwoch präsentiert wurde. Der Report basiert auf der Auswertung von deutschlandweit mehr als einer Million Mietangeboten für freie Wohnungen, die im Internet veröffentlicht wurden.
In Berlin zogen die Preise für freie Wohnungen am stärksten in Neukölln an. Wer dort im zweiten Quartal dieses Jahres eine neue Wohnung anmieten wollte, sollte im Schnitt 8,21 Euro pro Quadratmeter bezahlen – das waren gut 54 Prozent mehr als fünf Jahre zuvor. In Kreuzberg, Treptow, Friedrichshain und Wedding zogen die Preise um mehr als 40 Prozent an. Am geringsten fiel der Preisanstieg im Ortsteil Wartenberg im Nordosten Berlins aus.
Anstieg mehr als 30 Prozent
Insgesamt stiegen in Berlin die Angebotsmieten für freie Wohnungen in den vergangenen fünf Jahren um 30,8 Prozent. Damit legten die Preise in der Hauptstadt doppelt so stark zu wie im bundesweiten Durchschnitt. Im Städtevergleich verteuerten sich die Angebotsmieten nur in Wolfsburg stärker als in Berlin – um rund 40 Prozent.
Für das nächste Jahr rechnen die Experten von Immobilienscout 24 mit einem weiteren Anstieg der Angebotsmieten in der Hauptstadt. Um knapp fünf Prozent werden sich die Mietangebote verteuern, prognostizieren sie. „Berlin ist für viele Menschen aus dem In- und Ausland hoch attraktiv“, sagte Michael Kiefer, Chefanalyst bei Immobilienscout 24. „Dem starken Zuzug steht ein stagnierendes Angebot an Mietobjekten gegenüber. Das führt zu enormem Preisdruck.“ In vielen Großstädten habe sich der Anstieg der Mieten mittlerweile verlangsamt, sagte Kiefer, ausgenommen sei Berlin. Die Hauptstadt sei „ein Sonderfall“. Dass die Mieten in Berlin so stark steigen, sei darauf zurückzuführen, dass die Mieten hier noch niedriger sind als in anderen Großstädten.
Für eine 30 Jahre alte Drei-Zimmer-Wohnung mit 80 Quadratmetern und mittlerer Ausstattung – die Referenzwohnung für alle Berechnungen von Immoscout 24 – sollte man in Berlin im zweiten Quartal dieses Jahres im Schnitt 7,70 Euro je Quadratmeter bezahlen. Zum Vergleich: In Hamburg wurden für die gleiche Wohnung 9,27 Euro, in Köln 8,72 und in München 13,01 Euro je Quadratmeter verlangt – dort sind allerdings auch die Einkommen jeweils höher als in Berlin. Manche Berliner Stadtviertel können jedoch durchaus mit München verglichen werden. „Prenzlauer Berg hat sich zum Schwabing von Berlin entwickelt“, sagte Michael Kiefer.
Die Preisspanne für die aktuellen Mietangebote in Berlin reicht laut dem Immobilienreport von 5,25 Euro je Quadratmeter in Wartenberg bis zu 11 Euro je Quadratmeter in Grunewald – immer bezogen auf die 80 Quadratmeter große Referenzwohnung. Dass sich die geplante Mietpreisbremse der Bundesregierung auf den Wohnungsmarkt auswirken werde, sei für ihn klar, erklärte Kiefer. „Die Frage ist nur, wie sehr“, sagte er. Wie berichtet, sieht die Mietpreisbremse vor, dass Vermieter auf angespannten Wohnungsmärkten wie in Berlin bei der Wiedervermietung von Wohnungen die ortsübliche Miete nur um maximal zehn Prozent überschreiten dürfen.
Die Regelung soll im ersten Halbjahr 2015 in Kraft treten. Mit der Mietpreisbremse sollen Mietsteigerungen beim Abschluss neuer Verträge begrenzt werden. Ausgenommen sind umfassend modernisierte Wohnungen und Neubauten, die zum ersten Mal vermietet werden. Neue bezahlbare Wohnungen würden jedoch auch mit der Mietpreisbremse nicht geschaffen, sagte Kiefer. Gerade daran mangelt es in der Hauptstadt.
Die Kaltmieten in Berlin seien teilweise so hoch, dass sich Mieter mit einem normalen Einkommen in manchen Gebieten keine Wohnung mehr leisten können, sagte Michael Kiefer. Schwierig werde es, wenn mehr als 30 Prozent des Einkommens für die Kaltmiete aufgebracht werden müsse. Denn die Betriebskosten kämen noch hinzu. In Berlin ist die 30-Prozent-Grenze rein rechnerisch in Rummelsburg, Mitte und in Prenzlauer Berg überschritten.