Mieterversammlung in Berlin-Spandau: Grüne werfen Deutsche Wohnen aggressiven Lobbyismus vor

Die Deutsche Wohnen, größter privater Vermieter in Berlin, steht immer wieder in der Kritik von Mieterschützern. Für Unmut sorgen die Höhe der Mieten und der Zustand der Wohnhäuser. Zum ersten Mal wird nun der Umgang der Immobiliengesellschaft mit Politikern zum Thema. Katrin Schmidberger, wohnungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, wirft dem Unternehmen aggressive Lobby-Praktiken vor.

Während einer Mieterversammlung in Spandau berichtete sie am Donnerstag von einem Anruf, den sie vor der Veranstaltung bekommen habe. Die Deutsche Wohnen habe versucht, eingeladenen Politikern die Teilnahme auszureden, so Schmidberger. Auch sie selbst sei betroffen. Die Mitteilung der Abgeordneten löste in der Diskussionsrunde im Klubhaus Falkenhagener Feld viel Nicken auf dem Podium aus.

Nach Recherchen der Berliner Zeitung hatte die Deutsche Wohnen mindestens vier Politiker aus dem Abgeordnetenhaus, dem Bundestag und der Spandauer Bezirkspolitik kontaktiert. Während der „3. Kiezversammlung der Deutsche Wohnen/GSW-Mieter“ sollten unzufriedene Kunden des Unternehmens die Möglichkeit erhalten, mit gewählten Volksvertretern ins Gespräch zu kommen. Eingeladen hatte der Alternative Mieter- und Verbraucherschutzbund. Das Wohnungsunternehmen hatte eine Teilnahme abgelehnt.

Wieder hat sich die Deutsche Wohnen keinen Gefallen getan

Auf Nachfrage äußerten sich Katrin Schmidberger und die Bundestagsabgeordnete Lisa Paus (Grüne) am Freitag genauer zu den Vorgängen. Demnach erhielten sie Anrufe unter anderem von Manuela Damianakis, Leiterin Unternehmenskommunikation der Deutsche Wohnen und ehemalige Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. „Wir wurden im Vorfeld der Veranstaltung kontaktiert. Mein Eindruck ist, dass wir in unserer Entscheidung beeinflusst werden sollten, ob wir an der Veranstaltung teilnehmen“, bekräftigte Schmidberger ihren Vorwurf. Sie selbst habe eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter vorgefunden und sich entschieden, nicht zu reagieren. Es sei erstaunlich, „dass die Deutsche Wohnen sehr viel Zeit in den Versuch investiert, Politiker zu beeinflussen, statt vor Ort ihre Hausaufgaben zu machen“.

Die Bundestagsabgeordnete Lisa Paus berichtete am Freitag von einem Telefonat, in dem es darum gegangen sei, den Veranstalter „in einem unseriösen Licht erscheinen zu lassen“. Einzelheiten nannte Paus nicht. Dass sie der Diskussionsrunde letztlich fernblieb, habe nur daran gelegen, dass sie zur selben Zeit im Plenum des Bundestages sprechen musste. „Wieder hat sich die Deutsche Wohnen keinen Gefallen mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit getan“, sagte Lisa Paus der Berliner Zeitung. Die Immobiliengesellschaft müsse ihren Kommunikationsstil „grundlegend überdenken und ihr Bemühen darauf konzentrieren, sich den Belangen der Mieter zu stellen“, so die Abgeordnete.

Deutsche Wohnen weist Kritik zurück

Mit Empörung reagierte Marcel Eupen, zweiter Vorsitzender des Alternativen Mieter- und Verbraucherschutzbundes, auf die Anrufe der Immobiliengesellschaft. „Wenn die Aussagen unserer Gäste zutreffen, hat sich die Deutsche Wohnen eine Unverfrorenheit geleistet, die kaum zu übertreffen ist“, sagte Eupen.

Manuela Damianakis, Sprecherin der Deutsche Wohnen, wies die Kritik zurück. „Die Veranstaltung war von vornherein als Tribunal aufgebaut. So etwas ist nicht zielführend, und deshalb haben wir unsere Teilnahme abgesagt“, sagte Damianakis. Es sei ihr aber ein Anliegen gewesen, den eingeladenen Politikern die Gründe der Absage zu erläutern. Deshalb habe sie angerufen. Das sei als Angebot zum Dialog gemeint gewesen, doch Schmidberger habe nie zurückgerufen. Die Deutsche Wohnen sehe auch kein Problem mit dem Veranstalter. Man habe in der Vergangenheit dessen Anregung zu Mietersprechstunden gern aufgenommen, sagte Damianakis.