Die Idee klingt bestechend, und man fragt sich, warum noch keiner seiner Kollegen darauf gekommen ist. Der Berliner Sänger Herr Horst überlegte sich voriges Jahr, dass er nach seinen Konzerten neben seinen CDs doch auch Honig verkaufen könnte. Honig von den beiden Bienenvölkern, die in seinem Spandauer Garten leben und die Blüten der Umgebung abgrasen.
Die sind fleißig, seine Fans kamen aber trotzdem noch nicht in den Genuss dieses Naturprodukts: „Mit dem coronabedingten Ende der Konzerte gab es nun leider auch nicht die Gelegenheit, den Honig zu verkaufen.“ Auf den Etiketten, die Herr Horst schon drucken ließ, steht sein vollständiger Name Horst Liebscher, weil man im Lebensmittelbereich, der sehr auf Vertrauen basiert, besser nicht mit Künstlernamen agieren sollte. Der Markenname seines „Hasenhonigs“ klingt biologisch verwegen, ist aber leicht erklärt: „Das bezieht sich auf ‚Quo Vasis Hasis‘, mein letztes Album.“
Seinen Umzug von Prenzlauer Berg nach Spandau vor sieben Jahren bereut der Sänger nicht: „Im Gegenteil! Die Wohnung ist nur zweieinhalb Kilometer vom Schrebergarten entfernt. In der Nähe beginnt der Spandauer Forst. Und auch Brandenburg ist nur einen Kilometer entfernt.“ Manchmal amüsiert ihn seine Wohngegend. Wie neulich, als er feststellte, dass es ein vermeintlicher Spitzname für eine Badestelle an der Havel sogar auf die Landkarten geschafft hat: „Die ‚Bürgerablage‘ an der Havel ist definitiv die Badestelle mit dem lustigsten Namen, der auch noch zutrifft.“
Meistgelesene Artikel
Der eigene Honig hilft dem Hobby-Imker, den Familienverbrauch von Industriezucker auf ein Minimum zu reduzieren: „Uns reicht inzwischen ein Kilo pro Jahr, denn den verwenden wir nur in Backrezepten, in denen es gar nicht ohne geht.“ Alles, was er als Imker weiß, hat Liebscher am Lehrbienenstand des Imkervereins Berlin-Spandau gelernt. Der steht hinter der Revierförsterei Gatow und wird von erfahrenen Bienenzüchtern betreut. „Ich habe dort im April 2019 mit einem Volk angefangen und bin dann im Oktober damit in den Garten umgezogen.“ Die Einblicke in das Leben der Bienen findet er faszinierend: „Das Volk entscheidet, wann es eine neue Königin bekommt – und macht sich die dann gleich selbst.“ Ein heikler Moment: „Wenn die alte Königin abhaut und man nicht aufpasst, nimmt die das halbe Volk mit.“
Bevor er mit der Imkerei im Garten überhaupt anfangen konnte, musste Liebscher acht unmittelbare Nachbarn fragen, ob sie damit einverstanden sind: „Wenn auch nur einer dagegen gewesen wäre, hätte sich die Sache schon erledigt gehabt.“ Mit seinen Nachbarn hat er allerdings Glück: „Sie hatten nicht nur nichts dagegen, einige von ihnen haben mich sogar gefragt, was sie für meine Bienen anbauen sollen.“