Mit dem SUV auf den Behindertenparkplatz

Auf dem Parkplatz eines Berliner Gewerbegebiets lässt sich das städtische Biotop beobachten, bestaunen, bewundern.

Ein parkender SUV.
Ein parkender SUV.dpa/Sina Schuldt

Es gibt Orte, über die sich wenig Positiveres sagen lässt, als dass sie zweckmäßig sind. Was praktisch ist und unscheinbar, ist selten auch schön. Dafür eignen sich genau diese Plätze hervorragend zur Beobachtung des städtischen Biotops. Zu diesen Orten gehört der Parkplatz eines Gewerbegebiets mit Baumarkt, Drogerien, Supermarkt und einem Geschäft für Tierbedarf.

Eine Frau radelt hier gerade auf einen mobilen Fahrradständer der Drogerie zu. Es ist so ein Modell, das idealerweise von beiden Seiten genutzt wird, weil es viel zu eng und kaum möglich wäre, die fünf Plätze von nur einer Seite zu belegen. Die Frau stellt ihr Fahrrad aber gar nicht erst in den Ständer, sondern parkt es schräg davor, sodass eine Seite schlicht nicht mehr genutzt werden kann. Sie lächelt freundlich, als sie weggeht, übrigens nicht in die Drogerie.

An deren Kasse klärt die Kassiererin wenig später eine Kundin darüber auf, dass sie eigentlich eine FFP2-Maske tragen müsse. Die OP-Maske tragende Kundin entgegnet der ebenfalls nur eine heruntergezogene OP-Maske tragenden Mitarbeiterin, das habe sie nicht gewusst. Und wie das denn ab April sei, dann würde doch die Maskenpflicht komplett entfallen. Das wisse sie noch nicht, sagt die Kassiererin.

Beim Verlassen des Ladens eröffnet die automatische Schiebetür den Blick auf einen tiefer gelegten Kombi mit verdunkelten Scheiben, der zum Parken neben die eigentlichen Stellplätze gelenkt wird, also einfach so, als würde die Parkfläche dort, wo er nun zum Stehen kommt, einfach weitergehen. Auf dem riesigen Parkplatz sind viel mehr Plätze frei als belegt, aber dem Fahrer sind sie vermutlich zu weit weg von den Geschäften.

Mit seinem eigentümlichen Selbstverständnis ist er nicht allein. Ein paar Meter weiter geht ein farbloser Mann mit einem Lappen um seinen SUV herum, denn sein blitzblankes Auto soll weiter blitzen und blanken. Er widmet sich den Scheinwerfern, aber nicht dem Stellplatz, auf dem er sein Gefährt geparkt hat. Vermutlich konnte er das Schild, das diesen Platz als Behindertenparkplatz kennzeichnet, über seine hohe Kühlerhaube hinweg einfach nicht sehen. Als seine Frau mit den Einkäufen ankommt, bleibt es an ihr, die schweren Tüten in den Kofferraum zu hieven. Eine Stelle über dem Blinker rechts vorn fordert die ganze Aufmerksamkeit des Mannes.

Als sie schließlich losfahren wollen, stehen ihnen auf dem Fahrstreifen zwei erwachsene Frauen im Weg, um ihren Einkaufswagen herum tummeln sich vier Kinder. Sie setzen ihre Unterhaltung unbeeindruckt fort. Auch dann noch, als ein Kind, das am Wagen hochgeklettert ist, abrutscht und fällt.