Das Interview mit dem zweiten Teil der Familie Rapoport findet digital statt. Tom Rapoport ist zurück in Boston, wo er als Biochemiker an der Harvard-Universität forscht. Sein Sohn Daniel schaltet sich aus Lübeck dazu. Er ist dort Zellforscher an der Universität. Toms Schwester, Susan Richter, sitzt in ihrer Wohnung in Berlin-Pankow.

Die pensionierte Kinderärztin wollte sich nicht interviewen lassen. Erst als sie hörte, dass sie die Einzige der vier Kinder wäre, die nicht über ihre Eltern, die berühmten Charité-Mediziner Inge und Mitja Rapoport, sprechen würde, stimmte sie doch noch zu. Mit dem Hinweis, dass sie nebenbei ihrer Enkeltochter bei den Hausaufgaben helfen müsse.

Inge und Mitja Rapoport waren Juden, Kommunisten und gehörten zu den wichtigsten Medizinern der DDR. Jetzt reden die Kinder und Enkel. Über Ost und West. Und über Risse in der Familie.

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Ingeborg Rapoport kam 1912 in Kamerun als Ingeborg Syllm zur Welt und wuchs in Hamburg auf. Als ihr nach dem Medizinstudium in Deutschland von den Nazis aufgrund ihrer jüdischen Herkunft die Dissertation verweigert wurde, ging sie 1938 in die USA. Am Krankenhaus in Cincinnati lernte sie ihren Mann kennen. Nach der Übersiedlung in die DDR 1952 arbeitete sie als Kinderärztin, lange an der Kinderklinik der Charité. 1968 wurde sie Professorin für Pädiatrie und 1969 Inhaberin des ersten europäischen Lehrstuhls für Neonatologie. 2015 holte sie ihre Promotion in Hamburg nach, da war sie 102 Jahre alt. Zwei Jahre später starb Inge Rapoport in Berlin.&nbsp; Samuel Mitja Rapoport kam 1912 im russischen Kaiserreich zur Welt, in einer jüdischen Familie, die erst nach Odessa und später nach Wien zog, wo Mitja Chemie und Medizin studierte, promoviert wurde und in kommunistischen Organisationen aktiv war. 1937 trat er ein Stipendium an einem Krankenhaus in Cincinnati an. Er arbeitete als Kinderarzt und leistete wichtige Beiträge zur Erforschung der Konservierung menschlichen Bluts. Auch in den USA war er als Kommunist aktiv, ebenso wie seine Frau. 1950, kurz vor ihrer Vernehmung vor dem McCarthy-Committee, kehrte Mitja von einem Kongress nicht mehr in die USA zurück, seine hochschwangere Frau folgte ihm mit den drei Kindern. Nach Stationen in Zürich und Wien zog die Familie in die DDR. Dort stieg Mitja Rapoport zum wichtigsten Biochemiker und bedeutenden Professor und Lehrstuhlinhaber der Charité auf. Er starb 2004 in Berlin.

Zu den Personen: Die Eltern

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Unsere Eltern wollten, dass wir die gleiche politische Meinung haben wie sie.

Tom Rapoport wurde 1947 in Cincinnati geboren, wuchs aber in der DDR auf. Die letzten zwei Schuljahre absolvierte er an der Spezialklasse für Mathematik und Naturwissenschaften der Humboldt-Universität (HU) Berlin. Nach einem Studium der Chemie und Biochemie promovierte er an der HU und wechselte an das Zentralinstitut für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften in Berlin-Buch. Er habilitierte sich 1977 mit Arbeiten zur mathematischen Modellierung von Stoffwechselwegen, wurde 1985 Professor für Zellbiologie. Von 1992 bis 1994 war er Gruppenleiter am neu gegründeten Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin. Danach verließ er Deutschland, wurde 1995 Professor für Zellbiologie an der Harvard Medical School in Boston und 1997 Howard Hughes Medical Institute Investigator. Seine Hauptarbeitsgebiete sind der Transport von Proteinen durch Membranen und die Bildung von Organellen. Er ist Mitglied der Nationalen Akademien der USA und Deutschlands und der American Academy of Arts and Sciences. Susan Richter, geborene Rapoport,&nbsp;kam 1949 in Cincinnati zur Welt, als erste Tochter der Familie. Sie studierte Medizin und absolvierte ein Forschungsstudium&nbsp;an der Humboldt-Universität Berlin. Sie bekam vier Kinder wie ihre Mutter und wurde Kinderärztin. Von 1976 bis 1991 arbeitete sie an der Charité Berlin, von 1991 bis 2012 in ihrer eigenen Praxis im Prenzlauer Berg.

Zu den Personen: Die Kinder

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Daniel Rapoport, geboren 1971 in Berlin, ist der älteste Enkel von Inge und Mitja. Der Sohn von Tom und Iris Rapoport studierte Chemie an der Technischen Universität Berlin, arbeitete als Toningenieur, wandte sich dann wieder der Wissenschaft zu. Bis 2021 leitete er die Abteilung Zelltechnologie an an der Fraunhofer Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnik in Lübeck, seitdem arbeitet er an der Universität zu Lübeck.&nbsp;Daniel Rapoport veröffentlicht auch Essays zu gesellschaftlichen Debatten und macht Musik in einer Band.

Zu den Personen: Der Enkel

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Rapoport-Sohn über das Ende der DDR: „Meine Eltern haben sich so gequält“ 

Inge und Mitja Rapoport waren Juden, Kommunisten und gehörten zu den wichtigsten Medizinern der DDR. Nun sprechen die Kinder und Enkel. Teil 2 des großen Interviews.

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Rapoport-Sohn über das Ende der DDR: „Meine Eltern haben sich so gequält“

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