Mitte: Stephan von Dassel, grüner Sheriff mit fremdenfeindlichen Vorschlägen
In der Innenstadt wird Straßenprostitution radikal verboten, auf manchen Plätzen darf niemand mehr Alkohol trinken, und auffällige Obdachlose aus Osteuropa, die im Tiergarten campen, werden abgeschoben.
Diese Forderungen stammen nicht aus dem Wahlprogramm der CSU, sondern es sind Forderungen eines Grünen-Politikers aus Berlin. Stephan von Dassel ist der Bezirksbürgermeister von Mitte, ein Grüner seit seiner Jugend.
Mit 17 Jahren trat er in die Partei ein, seine Mutter kämpfte an der Seite von Rudi Dutschke. Seit einem Jahr leitet der 50-jährige Politologe den Innenstadtbezirk mit seinen sozial schwierigen Vierteln in Wedding und Tiergarten.
Bloß keine Kuschel-Politik
Dort, so hatte es von Dassel nach seinem Amtsantritt im September 2016 gesagt, scheine der öffentliche Raum zu entgleiten, er aber wolle die Dinge nicht einfach laufen lassen, „Laissez faire“ sei nicht sein Ding, sagte der Mann mit der markanten schwarzen Brille.
Ein Realpolitiker, der mal durchgreift, könnte man meinen, wenn man es gut mit von Dassel meint. Ein harter Hund.
Vielleicht auch ein kluger Stratege, der mit seinen provokanten Äußerungen auf die schwierige soziale Lage in Teilen seines Bezirks aufmerksam machen will, so wie es einst der Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky von der SPD probiert hatte: Sanktionen, Verbote, hartes Durchgreifen, provokante Thesen, markige Sprüche. Bloß keine Kuschel-Politik.
Seit über 20 Jahren Grünen-Politker
Von Dassels jüngster Vorschlag, osteuropäische Obdachlose abzuschieben, ist aber nicht nur populistisch, sondern fremdenfeindlich. Die polnische Regierung könne ihre sozialen Probleme nicht in Berliner Grünflächen lösen, schimpft er.
Wie die Berliner Grünen als Regierungspartei auf die Stimmungsmache ihres Parteifreundes reagieren? Bisher schweigen sie.
Stephan von Dassel gilt als zielstrebig. Er kennt sich bestens in der Kommunalpolitik aus. Seit über 20 Jahren ist er dabei. Anfangs als Geschäftsführer der Grünen-Bezirksfraktion, dann als Bezirksverordneter.
Von Dassel will weiter hart durchgreifen
Später arbeitete er als Referent der Grünen im Abgeordnetenhaus. 2009 wurde von Dassel Sozialstadtrat in Mitte und ging in dieser Zeit rigoros gegen betrügerische Pflegedienste vor. Nun führt er den Bezirk an. Und will weiter hart durchgreifen.
Er sei eben ein Praktiker, sagt er. Und er habe den Mut, Probleme schonungslos und im Klartext zu benennen, sagt er über sich. Ein grüner Sheriff, der sich gerne auch in der Rolle des bösen Buben sieht.