Neue Polizeidaten: So stark stieg die Zahl der E-Scooter-Unfälle in Berlin
Immer mehr elektrische Tretroller sind in der Stadt unterwegs. Das wirkt sich auch auf das Unfallaufkommen aus. Zwei Bezirke stechen hervor.

Sie sind wendig, schnell – und oft tauchen sie dort auf, wo man sie nicht erwartet. Oder wo sie nicht fahren dürfen, etwa auf dem Gehweg. Die Zahl der E-Scooter ist in Berlin in den vergangenen Jahren gestiegen. Das hat sich auf die Zahl der Kollisionen, an denen solche Zweiräder beteiligt sind, ausgewirkt. Sie hat ebenfalls stark zugenommen. Im vergangenen Jahr gab es über dreimal so viele Zusammenstöße dieser Art wie im Jahr 2020.
Von Anfang Januar bis Ende November 2022 registrierte die Berliner Polizei insgesamt 1102 Kollisionen mit E-Scootern. Bei 116 Unfällen wurden Menschen schwer, bei 614 Zusammenstößen leicht verletzt.
Im gesamten Jahr 2021 waren 813 Kollisionen gemeldet worden, in 90 Fällen gab es Schwer-, in weiteren 453 Fällen Leichtverletzte. Während des ersten Corona-Jahrs 2020, als die Pandemie den Verkehr und die Zahl der Touristen zurückgehen ließ, war das Unfallaufkommen noch einmal deutlich niedriger. Damals nahm die Berliner Polizei 320 Kollisionen mit E-Scootern auf. Ein Mensch wurde getötet, bei 34 Unfällen gab es Leichtverletzte, bei 181 Unfällen Schwerverletzte.
Unfallrisiko ist höher als beim Radfahren
Die jüngsten Zahlen waren am Donnerstag von rbb24 gemeldet werden. Der Berliner Zeitung liegen weitere offizielle Daten der Polizei für die Jahre 2020 und 2021 vor. Sie ergeben zum Beispiel, dass bei vielen Unfällen jeweils nur eine Person verletzt wurde – der Fahrer des Elektrokleinstfahrzeugs. Im Jahr 2021 wurden insgesamt 627 Menschen bei E-Scooter-Unfällen verletzt, mehr als zweieinhalbmal so viele wie im Jahr davor. 531 Menschen trugen leichte, 96 schwere Blessuren davon.
Echte Unfallschwerpunkte lassen sich nicht erkennen. Je nach Straßenabschnitt gibt es nur einstellige Zahlen. So wurden 2021 am Knotenpunkt Ackerstraße/Askanierring/Falkenseer Chaussee fünf Kollisionen mit E-Scootern registriert. Am Hermannplatz und auf der Kreuzung Gneisenaustraße/Mehringdamm/Yorckstraße waren es jeweils vier Unfälle.
Zwei Bezirke stechen heraus. In Mitte registrierte die Polizei 2021 insgesamt 195 Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen, in Friedrichshain-Kreuzberg 133. Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick bilden mit 16 beziehungsweise 15 E-Scooter-Unfällen die Schlusslichter. Die Mietsysteme erstrecken sich nicht auf die Berliner Außenbereiche, zu denen diese Bezirke gehören.
Schätzungen zufolge gibt es in Berlin fast 50.000 elektrische Tretroller. Die meisten gehören Vermietfirmen, die sie auf Straßen und Plätzen anbieten. Angesichts von mehr als 120.000 Kollisionen, die von der Berliner Polizei jährlich aufgenommen werden, wirken die Unfallzahlen nicht bemerkenswert. Doch bundesweite Zahlen des DLR-Instituts für Verkehrsforschung für den Zeitraum Januar bis März 2020 zeigen ein hohes Risiko. Danach ereigneten sich beim Radfahren pro eine Million Kilometer 1,2 Unfälle, beim E-Scooter-Fahren waren es 5,5. Betrachtet man die Kollisionen, bei denen Menschen schwer verletzt oder getötet werden, kommt es beim Radfahren zu 0,18 Unfällen pro eine Million Kilometer. Beim E-Scooter-Fahren sind es 0,88 Unfälle.
Bezirksämter haben damit begonnen, Abstellbereiche für E-Scooter einzurichten, damit die Zweiräder nicht auf Bürgersteigen Fußgängern im Weg herumstehen. Eine Änderung der Berliner Parkgebührenordnung ermöglicht es, sie ohne Entgelt auf öffentlichen Stellplätzen zu platzieren.
„Mach’ Deine eigene Verkehrswende“: Aktion in Kreuzberg am Sonntag
Für den kommenden Sonntag lädt die Klimaliste Berlin nun dazu ein, Miet-E-Scooter und Mietfahrräder ganz legal umzuparken. Während eines Rundgangs in Kreuzberg sollen sie am „Winter Parking Day“ von den Gehwegen heruntergenommen und auf Stellplätze, die bislang normalerweise von Autos genutzt wurden, umgesetzt werden.
Das Motto lautet: „Mach’ Deine eigene Verkehrswende“, so Florian Kobler, Wahlkampfleiter der Klimaliste. Auch Fridays for Future, Changing Cities, der Fachverband Fußverkehr Deutschland, kurz FUSS, und andere Gruppen machen mit. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Kottbusser Tor Ecke Adalbertstraße.