BER-Umbenennung in Sicht: So heißen die Berliner Flughafenbahnhöfe künftig
Der Fahrgastverband Pro Bahn hatte eine der heutigen Bezeichnungen als „irreführend“ kritisiert. Nun wurden endlich neue Stationsnamen beschlossen.

Die beiden Bahnhofsnamen sind nicht einmal zweieinhalb Jahre alt. Doch ihr Schicksal ist besiegelt. Noch in diesem Jahr werden sie geändert, und die Fluggäste müssen sich an andere Bezeichnungen gewöhnen. Zum Fahrplanwechsel bekommen die Stationen unter dem Flughafen BER und am ehemaligen Flughafen Schönefeld neue Namen. Das teilte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) der Berliner Zeitung auf Anfrage mit.
Stichtag ist der 10. Dezember dieses Jahres. Von diesem Tag an gilt im öffentlichen Verkehr ein neuer Fahrplan. Der Bahnhof Flughafen BER Terminal 1-2 heißt dann Flughafen BER. Der Bahnhof Flughafen BER Terminal 5 wiederum wird nach dem Fahrplanwechsel als Schönefeld (bei Berlin) in den Linien- und Fahrplänen zu finden sein. „Das ist korrekt“, bestätigte Joachim Radünz, Sprecher des Verkehrsverbunds.
Der Fahrgastverband Pro Bahn, aber auch andere Akteure hatten sich dafür eingesetzt, die jetzigen, im Oktober 2020 eingeführten Namen zu tilgen und durch passendere Bezeichnungen zu ersetzen. Das sei „sinnvoll und dringend notwendig, um Verwirrung der Fahrgäste und Fluggäste zu vermeiden“, mahnte der Pro-Bahn-Landesverband Berlin-Brandenburg im vergangenen Herbst. Die Bezeichnung Flughafen BER Terminal 5 sei „irreführend“. Das ist wohl korrekt, denn im einstigen Schönefelder Airport mit der Kennung SXF werden nie wieder Fluggäste abgefertigt.
Im früheren Schönefelder Flughafen werden nie wieder Passagiere einchecken
Am 22. Februar 2021 war das Gebäude zum letzten Mal für Passagiere geöffnet. Durch die Konzentration des Verkehrs auf die Terminals 1 und 2 wollte die Flughafengesellschaft FBB rund 25 Millionen Euro pro Jahr sparen. Im November 2022 entschied sie, das Terminal 5 dauerhaft zu schließen. Damit ist klar: Für den Flugverkehr hat der benachbarte Bahnhof, an dem S- und Regionalbahnen halten, keine Bedeutung mehr.
Stattdessen bekommt die Station am Berliner Außenring ihre frühere Bezeichnung zurück. Schönefeld (bei Berlin): So hieß sie bereits von 1951 bis 1962. Ursprünglich durften dort nur Fluggäste ein- und aussteigen. Ansonsten diente die Anlage als Kontrollbahnhof. Alle Züge in Richtung Berlin, das damals noch nicht durch die Mauer geteilt war, wurden angehalten, damit nachgeprüft werden konnte, wer mitfuhr. Hintergrund war die Verschärfung des DDR-Grenzregimes, das auch dazu führte, dass Reisen von West-Berlinern in die DDR stark beschränkt wurden.

Kurz nachdem der Bahnhof südöstlich von Berlin 1962 ans S-Bahn-Netz angeschlossen worden war, folgte die Umbenennung in Zentralflughafen Schönefeld. Noch im selben Jahr wurde der Name erneut geändert: in Zentralflughafen Berlin-Schönefeld. Von 1976 an hieß die Station dann Flughafen Berlin-Schönefeld. Zwei Jahre später begann ein umfassender Umbau. Das heutige Empfangsgebäude wurde 1984 eröffnet. Ursprünglich hatte die Staatssicherheit ein drittes Stockwerk gefordert, um die Flughafenumgebung besser überwachen zu können. Doch es blieb bei rund 3500 Quadratmetern Fläche.
2015 für wenige Wochen ein Flüchtlingsbahnhof – seitdem wieder leer
Das Bauwerk war allerdings nur drei Jahrzehnte in Betrieb. Nachdem immer mehr Geschäfte aufgegeben hatten, wurde es 2014 für die Öffentlichkeit geschlossen. Immer wieder sprach man bei der Bahn von einem Abriss. Die Verkehrsanlage mit ihren vier Bahnsteigen und dem zwölf Meter breiten Tunnel ist einfach zu groß geworden. 2015 kehrte für kurze Zeit nochmals Leben ein. Als im Herbst jenes Jahres immer mehr Menschen nach Deutschland kamen, wurde Schönefeld zum „Ankunfts- und Erstversorgungsbahnhof“. Mit seinen 420 Metern Länge und 14 Metern Breite war der Bahnsteig D groß genug, um lange Züge mit Flüchtlingen aufnehmen zu können.
Was aus dem Empfangsgebäude des Schönefelder Bahnhofs wird, ist weiterhin ungewiss. Das Gebäude „dümpelt vor sich hin und wird immer mehr zum Ärgernis“, teilte die Gemeindevertretung Schönefeld im September 2020 nach einem Ortstermin mit. Zwar wurde damals angekündigt, dass Geld in einen neuen Farbanstrich und Sitzbänke investiert werden soll. Doch eine Wiedereröffnung des Gebäudes ist unmöglich, solange der Brandschutz nicht mit mehreren Hunderttausend Euro ertüchtigt worden ist.
Gerade noch als familienfreundlich eingestuft
Mit der Rückbenennung des Schönefelder Bahnhofs kann auch die Bezeichnung der nunmehr einzigen Flughafenstation vereinfacht werden. Ein Hinweis auf die Terminals 1 und 2 sei überflüssig, argumentiert Pro Bahn. Doch der Vorschlag, die weltweit übliche Bezeichnung Airport hinzuzufügen, wurde nicht aufgenommen. Während der Fahrgastverband den Bahnhof Flughafen BER (Berlin Airport) nennen wollte, beschränkt sich der Name künftig auf Flughafen BER – ohne jeden Zusatz.
Auch der Tunnelbahnhof unter dem BER-Terminal 1 ist immer wieder in der Diskussion. Wie berichtet, schaffte die Anlage bei einem Test von Pro Bahn und dem Deutschen Familienverband mit der Note 2,3 gerade noch das Prädikat „familienfreundlich“. Bei einem anderen Test, der 2021 stattfand, haben die Senior Research Group, die am Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin angesiedelt ist, und Pro Bahn zusammengearbeitet. Bei beiden Untersuchungen wurde negativ bewertet, dass zu den drei Tunnelbahnsteigen keine Fahrtreppen hinabführen. Für Fahrgäste mit Gepäck sei das ein Handicap, so die Tester.
Wie für viele andere Stationen in der Region gilt, dass die Bahnsteige und Züge nicht zueinander passen. Die Bahnsteige für den Fern- und Regionalverkehr haben eine Höhe von 76 Zentimetern, doch der Einstieg bei den Triebzügen der Deutschen Bahn vom Typ Talent liegt 16 Zentimeter tiefer. Beim Flughafenexpress FEX wiederum befindet sich der Einstieg entweder in 60 Zentimeter oder in einem Meter Höhe. Ein stufenloses Ein- und Aussteigen ist nicht möglich.
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