Mord in Charlottenburg: Filmemacher offenbar von Sohn erschlagen
In Charlottenburg gab es eine Familientragödie. Ein Sohn tötete am Freitag offenbar seinen Vater. Der 57-jährige Fritzkarl S., von Beruf Maler, Fotograf und Filmemacher, war bei seiner Frau in der Herderstraße zu Besuch. In der Wohnung im Vorderhaus lebte die Frau mit dem 21-jährigen Sohn Clemens. Dessen älterer Bruder hat inzwischen eine eigene Wohnung, er war aber an diesem Tag ebenfalls zu Besuch wie der Vater.
Warum es am Freitagvormittag zum Streit kam, ist noch unklar. Nachbarn hörten Geschrei und Poltern aus der Wohnung – und plötzlich war Fritzkarl S. tot. Erschlagen, offenbar von seinem eigenen Sohn. Der 21-Jährige, der völlig ausgerastet war, war selbst schockiert von seiner Tat. Er rannte aus der Wohnung. Sein Bruder blieb zurück und rief um 10.19 Uhr die Feuerwehr an, die innerhalb weniger Minuten eintraf. Die Sanitäter und ein Notarzt versuchten, den Vater wiederzubeleben. Es war vergeblich. Ein zweiter Rettungswagen wurde angefordert, weil die Mutter und auch der Bruder des mutmaßlichen Täters unter Schock standen.
Währenddessen irrte der 21-Jährige durch die Straßen. Am Savignyplatz kaufte er sich an einem Kiosk eine Flasche Kindl Jubiläumspils und setzte sich auf eine Bank. Dann rief seinen großen Bruder an und sagte ihm, wo er war. Der Bruder alarmierte die Polizei zum Savignyplatz. Rund 40 Minuten nach der Tat wurde der 21-Jährige festgenommen. Clemens S. wird am Sonnabend einem Richter vorgeführt. Ermittler halten es durchaus für möglich, dass der Richter den 21-Jährigen in einer Psychiatrie unterbringen lässt und nicht in der Untersuchungshaft. Ihm wird nicht Mord sondern Totschlag im Affekt vorgeworfen. Clemens S. war am Freitag nicht vernehmungsfähig. Eine Obduktion des Leichnams gab, dass der Vater erschlagen und auch erstochen wurde. Die Polizei konnte noch nichts zum Hintergrund des Familienstreits sagen.
Clemens S., der vor drei Jahren an einem Charlottenburger Gymnasium Abitur machte, gilt als intelligent, kultiviert und höflich. Fritzkarl S. verdiente sein Geld vor allem als Maler und hatte in Berliner Galerien eigene Verkaufsausstellungen. Er drehte Dokumentarfilme aber auch Werbespots. Seine Themenschwerpunkte waren nach eigener Darstellung „Individuelle Mythen und die Maskierungen des Ego.“
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