Nach den Schüssen in Wedding: Wenn Polizisten schießen
Berlin - Polizisten feuerten auf offener Straße, trafen einen Mann, der mit Messer und Axt bewaffnet war. Nur dank einer Notoperation überlebte er. Wie in New York gab es auch in Wedding gnadenlos neugierige Passanten, die das Geschehen per Handy filmten. Dort ist zu sehen, wie der schon angeschossene Mann, das Messer in der Hand, von einem Polizisten in den Nacken getreten wird und sich noch ein Polizeihund in ihn verbeißt. Das alles ist verstörend und macht Angst. Wer in einer Wohnstraße acht Schuss abgibt, riskiert, dass Passanten durch verirrte Kugeln verletzt werden.
Zugleich zeigt das Geschehen, unter welchem Druck Polizisten stehen, die innerhalb kürzester Zeit reagieren müssen. Dabei kommen sich noch die verschiedenen Dienstvorschriften ins Gehege. Denn eigentlich müssten Polizisten dem angeschossenen Mann sofort Hilfe leisten. Da dieser aber weiter ein Messer in der Hand hält, will man ihn erst entwaffnen. Auch das eine Vorschrift, die gilt. Und wieso wartete niemand auf ein Sondereinsatzkommando, das den Mann mit Elektroschockpistolen hätte ruhig stellen können? Dass die Politik sich nicht dazu durchringen konnte, auch normale Polizisten mit Elektroschockpistolen auszustatten, können viele Streifenbeamte nicht verstehen.
Doch noch mehr ist ungeklärt in Berlin: Anders als in den meisten anderen Bundesländern ist hier der sogenannte finale Rettungsschuss bisher nicht gesetzlich geregelt. Polizisten können sich nur auf Notwehr berufen. Aber gilt das auch für den Scharfschützen des SEK? Diese unschönen Fragen muss man stellen in einer Stadt, in der immer mehr Schusswaffen kursieren.