Nach Rückzug von Evrim Sommer: Die Linke kehrt in Lichtenberg die Scherben zusammen

Berlin - Es hätte so schön werden können bei der Hauptversammlung der Lichtenberger Linken am Sonnabend. Evrim Sommer hätte einen Blumenstrauß bekommen als neue Bezirksbürgermeisterin, Michael Grunst einen kleineren als Stadtrat. Beide wären planmäßig als Ko-Vorsitzende des größten Kreisverbandes der Linken in Deutschland zurückgetreten und hätten Platz gemacht für einen neuen Vorstand.

Ihre Kandidatur für den Chefposten in der Partei hatten angemeldet: Sebastian Schlüsselburg (33), gerade als Direktkandidat mit grandiosem Ergebnis ins Abgeordnetenhaus gewählt, und Christian Petermann (36), früherer Fraktionsvorsitzender in der BVV.

Gesine Lötzsch leitete 18 Jahren den Bezirksverband Lichtenberg

Doch jetzt will überraschend auch Gesine Lötzsch, die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Haushaltsausschusses, antreten. 18 Jahre lang hatte sie den Bezirksverband, wie er bei den Linken heißt, geleitet. Auch jetzt – ohne Parteiamt im Bezirk – ist sie wohl die einflussreichste Linke in Lichtenberg. Sie habe sich eine Rückkehr ins Amt nicht gewünscht, aber jetzt den Eindruck, dass „sie in der gegenwärtigen Situation nützlich sein könnte“, sagte sie dem Neuen Deutschland.

Die gegenwärtige Situation bei den Linken in Lichtenberg ist eine kritische, sogar eine dramatische. In der letzten Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung war ihre Bürgermeister-Kandidatin Sommer auf spektakuläre Weise gedemütigt worden und in zwei Abstimmungen gescheitert. Sie hatte missverständliche Angaben zu ihrem Studienabschluss gemacht. Zornig schmiss Sommer Kandidatur und Kreisvorsitz hin. Hernach erhob sie den Vorwurf, die eigenen Parteifreunde hätten sie im Stich gelassen. Diese wehrten sich: Solidarisch habe man zu ihr gestanden, versicherten die Bezirksverordneten in einer Erklärung. Es gibt gewaltigen Klärungsbedarf.

Kommisson sucht Bürgermeisterkandidaten für Lichtenberg

Derweil sucht eine Findungskommission nach eine möglichen Bürgermeisterkandidaten. Eine Frau ist ein „Muss“, heißt es nach außen. Doch intern scheint das nicht unumstritten. Über eine Voraussetzung für den Posten – große Verwaltungserfahrung – verfügt Michael Grunst. Aber der winkt ab. Er gehe davon aus, dass er Stadtrat werde, erklärte er. Dass am Sonnabend eine Anwärterin für das Bürgermeisteramt präsentiert wird, ist nicht sicher. Grunst erklärte derweil über Facebook, er finde die Idee gut, Gesine Lötzsch zur Kreisvorsitzenden zu wählen.