Nach tödlichem Fahrradunfall: 200 Berliner Radler demonstrieren für mehr Verkehrssicherheit
Die Initiative „Volksentscheid Fahrrad“ konnte am Sonntag 200 Berliner zu einer Sitzblockade gegen rücksichtslose Autofahrer mobilisieren. Die Teilnehmer versammelten sich am Nachmittag in der Kreuzberger Oranienstraße, nachdem dort drei Tage zuvor ein 35-jähriger Radfahrer schwer verletzt worden war. Ein Autofahrer hatte nach dem Einparken unachtsam die Autotür geöffnet, gegen die dann der Radfahrer prallte.
An der Unfallstelle legten die Demonstranten am Sonntag ihre Fahrräder auf den Straßenbelag und forderten die Politik auf, Radler besser zu schützen. Die Polizei sicherte das Sit-in mit einer Straßensperre ab.
„Die Oranienstraße ist für Radfahrende die Hölle, schon wieder gab es einen lebensgefährlichen Unfall“, sagte Peter Feldkamp, Vorstand des Vereins Changing Cities. Er warf dem Senat und dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg jahrelange Untätigkeit vor.
„Der Senat ist dafür zuständig, dass Straßen unfallfrei genutzt werden können“
Bereits 2013 habe das Land einen Dialog zur Radverkehrssicherheit in Berlin durchgeführt, in dem die Oranienstraße als drittgefährlichste Stelle für Radfahrer in Berlin identifiziert worden sei. Doch seither habe sich nichts geändert. Feldkamp bemängelte das Fehlen eines Radweges und zu wenige Kontrollen von Falschparkern.
Nur wenige Stunden nach dem Unfall, der Anlass für die Demo bot, hatte es im selben Kiez einen weiteren Unfall mit einem Radfahrer gegeben. Eine 31-jährige Radlerin war auf der Adalbertstraße beim Rechtsabbiegen von einem Auto angefahren und schwer verletzt worden. „Der Senat ist dafür zuständig, dass Straßen unfallfrei genutzt werden können“, so Stefan Meißner vom „Volksentscheid Fahrrad“. Solange solche Unfälle täglich passierten, erledige der Senat seine Aufgaben nicht.
Die Verkehrsverwaltung teilte am Sonntag mit, dass es im Jahr 2017 bisher 82.970 Verkehrsunfälle gab (Stand: 2. Oktober). Von den 9987 Verletzten waren 2939 Radfahrer und 1297 Fußgänger.