Nachbarschaftshilfe im Internet: Wie das Netz Berlinern ihre Nachbarn näher bringt

Die Ausleihbörse - Fairleihen

Wenn man mit Marko Dörre über sein Netzprojekt spricht, dann kommt man an Bohrmaschinen nicht vorbei. Allein deshalb, weil sich mit ihr die Idee von Fairleihen gut erklären lässt. Brauchen wir wirklich alle eine Bohrmaschine? Oder reicht es, wenn wir sie uns von einer anderen Person borgen können?

„Die Idee zu Fairleihen ist aus dem Gedanken der Nachhaltigkeit heraus entstanden. Man braucht nicht alles selbst zu kaufen. Es liegt oft nur herum oder wird weggeworfen“, sagt Marko Dörre. Vor drei Jahren ging der Anwalt für Medienrecht mit der Ausleihplattform www.fairleihen.de online, im Juni ist ein Relaunch der Seite geplant.

Auf der Internetseite kann man Alltagsgegenstände suchen, die man nur für kurze Zeit benötigt und sie innerhalb der Gemeinschaft austauschen. „Das Ganze beruht auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit“, sagt Marko Dörre. Wer sich etwas ausleihen möchte, der muss selbst drei Dinge anbieten.

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Knapp 2000 Dinge findet man mittlerweile auf der Internetseite. Und das Spektrum ist groß: Schokobrunnen und Schlitten gibt es dort genauso wie Pokerkoffer, Bügelbrett und DVDs. „Werkzeug ist unsere stärkste Rubrik“, sagt Marko Dörre. Rund 50 Bohrmaschinen sind mittlerweile im Sortiment. Und die Bohrmaschine ist auch die beliebteste Leihsache. „Danach kommen Leiter und Stichsäge“, sagt der 42-Jährige.

Ganz oben mit dabei sind auch Ladegeräte für Handys, die man sich ausleiht, wenn man das eigene gerade nicht findet, oder Scanner. Immer mehr Leute bieten auch Filme und Bücher ein. „Das ist aber weniger gefragt“, hat Marko Dörre festgestellt. Er selbst ist auch fleißiger Verleiher.  Von ihm bekommt man beispielsweise DVDs, ein Waffeleisen oder ein Kinderfahrrad. Kürzlich hat er einer Frau eine Unterwasserkamera für ihren Trip nach Korsika geborgt.

Das Verleihen funktioniert dabei nicht nur über das Netz. Denn jeder Nutzer von Fairleihen wird mit einer Postkarte voller Aufkleber ausgestattet. Mit diesen Stickern kann man am Briefkasten signalisieren, dass man gerne den Nachbarn mit Bohrmaschine und Co. aushilft. So könne man auch im Haus die Kontakte und das soziale Miteinander stärken, sagt Marko Dörre.

Allerdings gibt es für den Aufbau der neuen Nähe auch Grenzen, hat der Fairleihen-Gründer festgestellt. Wenn er und seine Mitstreiter bei Umwelt- und Nachhaltigkeitsevents die Aufkleber an die Berliner bringen wollen, dann stoßen sie dabei nicht immer auf Interesse. „50 Prozent der Leute wollen mit ihren Nachbarn nichts zu tun haben“, sagt Marko Dörre.