Namensgeber von Grundschule in Berlin-Pankow: War Rudolf Dörrier SS-Mitglied?

Berlin - Eine staatliche Grundschule im Pankower Ortsteil Rosenthal prüft, den Namen Rudolf Dörrier abzulegen. Darüber haben Schulleitung und der Pankower Stadtrat Torsten Kühne (CDU) nun beraten. Denn der mehrfach ausgezeichnete Rudolf Dörrier, der sich zu DDR-Zeiten und auch später als Antifaschist gab, soll von Mai 1944 bis Januar 1945 als Mitglied der Waffen-SS Wachposten im Konzentrationslager Sachsenhausen gewesen sein. Das hat der Historiker Harry Waibel 2017 in Moskauer Archiven herausgefunden.

Rudolf Dörrier erhielt das Bundesverdienstkreuz

Dörrier (1899–2002) war zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs in die SED eingetreten, leitete die Bibliotheken in Pankow, dann die bezirkliche Ortschronik. Im Jahr 2000 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Nach seinem Tod wurden zwei Erinnerungstafeln an seinem Wohnhaus angebracht, 2004 erhielt die Schule seinen Namen.

Dörrier hatte 1930 in die jüdische Familie Wassmund eingeheiratet. Während seine Schwiegereltern 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert wurden und dort starben, soll Dörrier ihre Firma, ein pharmazeutisches Versandgeschäft, weiter betrieben haben. Das machte der Historiker Waibel öffentlich. Deshalb sei Dörrier zunächst nicht zur Wehrmacht eingezogen worden. Die Umstände, wie ein mit einer Jüdin verheirateter Mann in die SS gelangte, sind noch nicht restlos aufgeklärt. Waibel hat sich in seiner historischen Forschung auf Personen spezialisiert,  die in der NS-Zeit und auch danach in der DDR eine berufliche Karriere machten.

„Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurde noch nicht über die Umbenennung der Schule abgestimmt“, betonte Gesamtelternsprecher Robert Sperling. Ein Arbeitskreis habe sich mit Waibels Arbeit auseinandergesetzt. „Die Recherchen dauern noch an.“