Natrium statt Lithium: Bau einer Batteriefabrik im Norden Marzahns rückt näher
Ab Anfang 2024 sollen an der Bitterfelder Straße in Marzahn Natrium-Akkus gefertigt werden. Nun hat die Stadt für das Projekt grünes Licht gegeben.

Die Pläne für den Bau einer Batteriezellenfabrik im Marzahner Norden sind um einiges realer geworden. Wie bei der landeseigenen Wista Management GmbH bestätigt wurde, hat der Unterausschuss Vermögen des Berliner Abgeordnetenhauses dem Verkauf einer 20.000-Quadratmeter-Parzelle zur Ansiedlung der Produktionsstätte auf dem Cleantech Business Park an das Berliner Unternehmen CSE zugestimmt. Laut CSE-Chef Peter Urban sei damit eine der wesentlichen Voraussetzungen für das Vorhaben geschaffen worden. Aus seiner Sicht könne der Kaufvertrag in den nächsten Wochen unterschrieben werden. „Bestenfalls noch im September“, sagt Urban.
Zuvor muss allerdings noch ein detailliertes Konzept zur Bebauung und Nutzung des Geländes sowie zur Finanzierung des Vorhabens vorgelegt werden. Das Unternehmen CSE, an dem sich bereits Firmen unter anderem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Italien beteiligt haben, will im Cleantech Business Park insgesamt etwa 40 Millionen Euro investieren. 380 Arbeitsplätze sollen mit der Ansiedlung an der Bitterfelder Straße in Marzahn entstehen.
Der Start der Batteriezellenproduktion ist dort für Anfang 2024 geplant. Den Angaben zufolge ist eine Jahreskapazität von drei Millionen Batteriezellen geplant. Die Besonderheit dabei: Die Akkus werden ganz ohne das knappe und immer teurere Lithium auskommen. CSE setzt auf den Grundstoff Natrium, der etwa als Salz gewissermaßen unendlich verfügbar ist. Weltweit steht die Nutzung dieser Batterietechnologie erst am Anfang, gilt aber als großer Hoffnungsträger. Der chinesische Akku-Hersteller und Weltmarktführer CATL hatte erst vor einigen Monaten den Start der Serienproduktion für Natrium-Ionen-Batterien für 2023 angekündigt.
Wenngleich inzwischen das Unternehmen Niu aus China den ersten mit Natrium-Akkus bestückten E-Roller angekündigt hat, sind die CSE-Batterien aus Marzahn vorerst ausschließlich für stationäre Stromspeicher vorgesehen, um etwa Solarstrom auch nachts nutzen zu können. Die anvisierte Produktion von drei Millionen Zellen entspricht einer Speicherleistung von 300 Megawattstunden. Genug, um damit gut 50.000 stationäre Stromspeicher für ein Einfamilienhaus bestücken zu können. Später könnte die Produktion auf eine Speicherkapazität von 1000 Megawattstunden erweitert werden.

Tatsächlich hat CSE bereits jetzt den Markt im Blick und vereinbarte dafür jüngst die Zusammenarbeit mit der ebenfalls in Berlin ansässigen und zum französischen Vinci-Konzern gehörenden Firma Omexom. Das Unternehmen ist Spezialist für elektrische Infrastrukturanlagen und hofft, sich über die Kooperation mit CSE im wachsenden Markt für Batteriespeichersysteme nachhaltig und in der Fläche etablieren zu können. Uwe Jäger, Chef von Omexom Umspannwerke, schätzt die CSE-Lösung dabei vor allem als „sehr interessante und innovative Alternative zu bekannten Lithium-Systemen“. Sein Unternehmen soll die Planung und Installation der Stromspeicher sowie den Service übernehmen.
Wird die geplante Batteriefabrik umgesetzt, wäre sie die erst zweite Ansiedlung in dem bereits 2016 eröffneten Cleantech Business Park. Auf dem 90 Hektar großen Gelände hat sich bislang einzig das Schweizer Unternehmen Swissbit auf zwei Hektar niedergelassen.