Neubau-Mieten in Berlin zu niedrig: Wohnungsverband BBU warnt vor Preisen unter Marktniveau
Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) nennt seine Mitgliedsunternehmen gerne die „Guten“, doch die setzen die Mieten ebenfalls hoch. Beim Abschluss neuer Verträge vereinbarten die Unternehmen in Berlin im vergangenen Jahr im Schnitt eine Miete von 7,45 Euro je Quadratmeter (kalt) – ein Anstieg um 8,4 Prozent. Das geht aus dem Marktmonitor 2018 hervor, den der BBU am Mittwoch präsentierte.
Der Verband sieht sich trotz der Mietsteigerungen als Preisdämpfer. „Die BBU-Mitgliedsunternehmen sind klar gemeinwohlorientiert“, erklärte BBU-Chefin Maren Kern. Eine Ansicht, die nicht von allen Akteuren in der Stadt geteilt wird. Gehört doch neben Genossenschaften und landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften auch die börsennotierte Deutsche Wohnen zu den Mitgliedern des BBU. Also jenes Unternehmen, das durch einen eher rigiden Mieterhöhungskurs bekannt geworden ist.
Eine Initiative mit dem Namen „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ will bekanntlich die Wohnungen des größten Privatvermieters wieder in kommunale Hand bringen. Die BBU-Mitgliedsunternehmen verwalten rund 700.000 Wohnungen in Berlin – etwa 40 Prozent der Mietwohnungen.
BBU: Neubau-Mieten lagen 2017 „mehr als ein Viertel unter dem allgemeinen Marktniveau“
Um zu verdeutlichen, wie gut die BBU-Mitgliedsunternehmen sind, bemühte der BBU am Mittwoch einen Vergleich der vereinbarten Neuvertragsmieten mit dem, was er das „allgemeine Marktniveau“ nennt und mit 10,15 Euro je Quadratmeter beziffert. Sein Schluss: Die Neuvertragsmieten der BBU-Mitglieder hätten 2017 „mehr als ein Viertel unter dem allgemeinen Marktniveau“ gelegen.
Der Haken daran: Die Mieten des allgemeinen Marktniveaus sind aus den Annoncen für Wohnungen im Jahr 2017 ermittelt worden. Wohnungen mit niedrigen Mieten von Genossenschaften oder landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, die nicht auf dem Markt angeboten werden, fließen hier gar nicht ein.
Vergleichsweise günstig sind überwiegend Wohnungen aus den Nachkriegsbauten und den Plattenbausiedlungen. So vermieteten die BBU-Mitgliedsunternehmen Wohnungen, die von 1949 bis 1972 errichtet wurden, im Schnitt für 7,04 Euro je Quadratmeter. Wohnungen der Baualtersklasse 1973 bis 1990 kosteten im Schnitt 6,48 Euro je Quadratmeter. Die bis 1948 errichteten Altbauwohnungen waren schon sehr viel teurer: sie gingen für durchschnittlich 8,11 Euro je Quadratmeter weg.
BBU kritisiert zu niedrige Neubau-Mieten
Neu errichtete Wohnungen kosteten im Erstbezug 10,44 Euro je Quadratmeter. Diese Miete liege angesichts der hohen Baukosten mittlerweile rechnerisch eigentlich unterhalb der notwendigen rund 13 Euro je Quadratmeter, so der BBU. „Wir müssen aufpassen, dass unsere Unternehmen ihre enormen Investitionsherausforderungen auch mittelfristig bewältigen können“, sagte Maren Kern. Rechnet man die hohe Erstbezugsmiete im Neubau heraus, beläuft sich die Neuvertragsmiete bei den BBU-Mitgliedsunternehmen auf 7,23 Euro je Quadratmeter. Diese liegt freilich immer noch deutlich über dem Mietspiegel-Schnitt von 6,39 Euro.
Am teuersten war im vergangenen Jahr die Anmietung einer Wohnung in Steglitz-Zehlendorf, wo im Schnitt eine Quadratmeter-Miete von 8,42 Euro vereinbart wurde. Dahinter folgen Charlottenburg-Wilmersdorf (8,23 Euro) und Mitte (8,20 Euro). Die niedrigsten Mieten wurden in Marzahn-Hellersdorf (6,51 Euro), Lichtenberg (7,12 Euro) und Tempelhof-Schöneberg (7,29 Euro) vereinbart. In bestehenden Verträgen belief sich die Miete bei den BBU-Mitgliedsunternehmen im Jahr 2017 auf 5,98 Euro je Quadratmeter. Günstiger waren die landeseigenen Unternehmen mit durchschnittlich 5,91 Euro. Nur die Genossenschaften lagen noch darunter: mit einer Quadratmetermiete von 5,28 Euro. Sie zeigen, was möglich ist.