Neue Filialen: Wie viele Möbelhäuser braucht Berlin?

Berlin - Eine Currywurst für einen Euro, ein Steak zum gleichen Preis, und wer schnell ist, bekommt noch einen Rucksack gratis dazu. Seit Dienstag haben Schnäppchenjäger ein neues Quartier: Schöneweide, Schnellerstraße 132, wo dem ins Revier gelockten Weidmann des Konsums auch gleich noch Schrank, Tisch und Sofa vor die Flinte gestellt werden. Es sind Eröffnungsangebote. Denn Berlin, so heißt es beim Betreiber, hat ein neues „Trendmöbelhaus“.

Rund 15 Millionen Euro hat die zur österreichischen XXXLutz-Gruppe gehörende Möbelkette Mömax in das Einrichtungshaus investiert. 12 000 Quadratmeter Verkaufsfläche und 50 neue Jobs sind das Ergebnis. Nach Unternehmensangaben ist der Möbelmarkt in Schöneweide die bislang größte Filiale der Mömax-Kette. Es ist die Nummer 53.

Tatsächlich ließ die Lutz-Gruppe, nach Ikea und Höffner der drittgrößte Möbelhändler in Deutschland, lange auf sich warten und die beiden Marktführer in der Hauptstadt konkurrenzlos agieren. Doch die stetig steigende Zahl der Haushalte und die Aussicht auf 50 000 neue Wohnungen in zehn Jahren machen den Berliner Markt auch für die Österreicher unverzichtbar.

Geschäft der großen Ketten

Dabei läuft es generell gut im deutschen Möbelgeschäft mit seinen rund 9 000 Unternehmen und etwa 100 000 Beschäftigten. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um gut vier Prozent auf mehr als 32 Milliarden Euro. Allerdings machen zunehmend die Großen das Geschäft. So betreiben die zehn größten Handelsketten nicht nur ein Viertel der gesamten Möbelverkaufsfläche, sie erwirtschaften auch mehr als die Hälfte des Branchenumsatzes und erobern stetig weitere Marktanteile.

Dass dabei die Bedeutung Berlins wächst, ist unbestritten. Denn während in den sieben größten deutschen Städten die Zahl der Baugenehmigungen insgesamt zuletzt um drei Prozent zurückgingen, verzeichnete Berlin ein Plus von 16 Prozent. Tendenz steigend.

Auch beim Marktführer ist man zuversichtlich. „Das Berliner Geschäft hat sich für Ikea in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich gut entwickelt“, sagt Johannes Ferber, Expansionschef von Ikea Deutschland, und geht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt. „Die Bevölkerungsentwicklung und der langfristig prognostizierte Trend zur Vier-Millionen-Metropole sprechen hier für sich.“

Die schwedische Möbelkette betreibt in der Stadt drei Filialen sowie eine vierte in Waltersdorf. Damit gehört Berlin weltweit zu den Metropolen mit der größten Ikea-Marktdichte. Nur Paris hat mehr Filialen, in London sind es ebenfalls vier, und Schanghai hat sogar nur drei. Für den Ikea-Konzern, der über 1 100 Mitarbeiter in Berlin beschäftigt, sind die Möglichkeiten damit aber noch nicht erschöpft. „Mittel- und langfristig sehen wir Potenzial für zwei weitere Einrichtungshäuser im Berliner Raum“, sagt Ikea-Planungschef Ferber.

Berliner Traditionsmarke

Das ist auch eine klare Ansage an das Berliner Traditionsunternehmen Höffner, dessen Wurzeln in der Veteranenstraße 12 mit einem in die Toreinfahrt eingelassenen Mosaik dokumentiert sind. „Höffner“ steht dort, wo 1874 jene Möbel-Tischlerei gegründet wurde, aus der Kurt Krieger in den vergangenen Jahrzehnten ein Imperium zimmerte, das Krieger zum Berliner Möbel-König machte. Neben Höffner gehören dazu die Marken Kraft, Sconto und Krieger. Damit betreibt Krieger in Berlin insgesamt zehn Filialen. Allein die drei Höffner-Häuser zählen jährlich gut drei Millionen Kunden.

Der Ausbau des Netzes ist aber auch bei Krieger beschlossen. Zwar schließt im Sommer Krieger-Home an der Genthiner Straße, doch werden in Pankow eine Höffner- sowie eine Sconto-Filiale entstehen. Zudem ist für Schöneweide ein Sconto-Markt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Mömax-Markt geplant. Und auch für XXXLutz ist das Berlin-Debüt nur der Anfang. So gibt es konkrete Pläne für ein Möbelhaus an der Märkischen Allee, Höhe Trusetaler Straße in Marzahn.

Wer Möbel sucht, dürfte also auch künftig kaum über ein zu knappes Angebot klagen können. Den Gelben Seiten zufolge gibt es in Berlin übrigens schon heute mehr Möbelläden als Pizzerien.