Neues Raumkonzept: So sehen die Schulen der Zukunft in Berlin aus
Berlin wird in den nächsten Jahren völlig neue Schulbauten erhalten. Die Räume werden insgesamt größer, sind miteinander verbunden. Schulgebäude, wie wir sie bisher kannten, sollen dann nicht mehr gebaut werden. Stattdessen entstehen dezentrale Lern- und Teamhäuser, in denen wenige Lerngruppen mit ihren Pädagogen unter sich sein werden. Mit diesen Bauten will die Bildungsverwaltung Räume für eine zeitgemäße Pädagogik anzubieten.
Eines ist jetzt schon klar: Es wird viele Neider geben, denn die neuen Schulen werden deutlich besser aussehen als die bisherigen, in die aber weiter die meisten Berliner Schüler gehen werden. Gut 50 Schulneubauten plant Berlin in den kommenden zehn Jahren. Schüler und auch Lehrer werden dort über deutlich mehr Platz haben, auch Wlan soll überall frei verfügbar sein.
Zusätzliche pädagogische Nutzfläche
Das sieht das neue Musterraumprogramm für die Berliner Schulen vor, das Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Mittwoch vorstellte. „Neben der Wissensvermittlung berücksichtigen wir damit auch andere pädagogische Anforderungen unserer Zeit wie Kreativität, Eigenverantwortlichkeit und Teamfähigkeit“, sagte sie. An einer Grundschule mit drei Klassen pro Jahrgang steigt die pädagogische Nutzfläche dann rechnerisch von 5,8 Quadratmeter pro Schüler auf 7,2 Quadratmeter.
Pädagogen und Schüler sollen in diesen Lern- und Teamhäusern – gewissermaßen Mini-Schulen innerhalb der großen Schule – vertrauter miteinander umgehen, öfter in Kontakt sein. Herzstück der Schule werden die sogenannten Compartments sein, ein besseres Wort ist der Verwaltung offenbar nicht eingefallen. Dort halten sich die einzelnen Lerngruppen mit ihren Pädagogen auf. Zusätzliche pädagogische Nutzfläche konnte erzielt werden, weil es viel weniger Flure und Lagerräume geben wird.
An einer mittelgroßen Grundschule heißt das konkret: In der Mitte eines solche Lern- und Teamhauses befindet sich ein 80 Quadratmeter großes, natürlich belichtetes und belüftetes Forum, in dem Schüler und Pädagogen zusammenkommen. Um das Forum herum gruppieren sich Unterrichtsräume (jeweils 65 Quadratmeter), große und kleine Teilungsräume für kleinere Lerngruppen (60 oder 30 Quadratmeter), ein Ruheraum zum Beispiel für Kinder mit Behinderung (10 Quadratmeter), die WC’s (25 Quadratmeter), die Garderobe (15 Quadratmeter).
Hinzu kommt die Teamzone für Pädagogen mit einem Aufenthaltsraum (55 Quadratmeter), einem kleinen Kopierraum, einen Mini-WC sowie das 40 Quadratmeter große Lager für Lernmittel. Die Räume sollen größtenteils miteinander verbunden sein.
Lernwerkstatt „Kochen“
An den Grundschulen wächst zudem die verfügbare Quadratmeterzahl für eine Mensa von bisher 171 auf 272 Quadratmeter. Kinder haben künftig mehr Zeit fürs Essen. „Drei Durchgänge à 35 Minuten“, hieß es. Bisher essen Schüler aus Platzmangel oft sehr gehetzt.
Neben der Grundschul-Mensa ist standardmäßig ein 100 Quadratmeter großer Mehrzweckraum mit Bühne vorgesehen, barrierefrei im Erdgeschoss. An Grundschulen ist auch eine Lernwerkstatt „Kochen“ eingeplant, zwei weitere Lernwerkstätten für Naturwissenschaften und Kreativität sind ebenfalls Standard. Es soll auch einen Kunstraum mit Brennofen für Getöpfertes geben und einen Musikraum mit angeschlossenem Übungsraum.
„Viel Platz für gute Schule"
An den ursprünglichen Vorschlägen der Facharbeitsgruppe für Schulraumqualität gab es aber noch Abstriche. Der Platz für die Mensa an weiterführenden Schulen beispielsweise wurde verringert. Norman Heise vom Landeselternausschuss zeigte sich insgesamt sehr zufrieden mit dem Konzept.
„Es bietet viel Platz für gute Schule“, sagte Heise, wünscht sich aber, dass Schulen sich noch stärker ihrem Stadtteil öffnen. Harald Meergans, Referatsleiter der Bildungsverwaltung, kündigte an, dass man zumindest bei Großsanierungen das neue Raumprogramm auch für bestehende Gebäude anwenden werde.