Neues Stadtquartier ULAP-Areal in Berlin: Hoch hinaus am Hauptbahnhof

Auf dem ULAP-Areal nördlich des Bahnviadukts in Mitte entsteht ein gemischt genutztes Quartier. Mit Wohnungen über einem Discounter und einer Schule.

Mit viel Grün: Blick auf das geplante ULAP-Quartier in Mitte. Neben dem Hauptbahnhof (rechts im Bild) sind Hochhäuser geplant. Richtung Alt-Moabit verringert sich die Höhe der geplanten Bauten.
Mit viel Grün: Blick auf das geplante ULAP-Quartier in Mitte. Neben dem Hauptbahnhof (rechts im Bild) sind Hochhäuser geplant. Richtung Alt-Moabit verringert sich die Höhe der geplanten Bauten.ISSS | bauchplan

Unweit des Berliner Hauptbahnhofs soll ein 32.000 Quadratmeter großes Areal zu einem neuen Stadtquartier mit mehreren Hochhäusern umgestaltet werden: das sogenannte ULAP-Gelände zwischen Invalidenstraße, Alt-Moabit und Emma-Herwegh-Straße nördlich des Bahnviadukts. Grundlage für die Neugestaltung soll der Entwurf zweier Planungsteams aus Berlin und München sein, die den ausgelobten „wettbewerblichen Dialog“ zu dem Quartier nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gewonnen haben: Es handelt sich um das Büro ISSS Research Architecture Urbanism aus Berlin und um das Büro Bauchplan aus München/Wien.

Der preisgekrönte Entwurf sieht den Bau eines gemischt genutzten Quartiers mit Wohnungen, Büros, einer Schule, einem Polizeigebäude, und Flächen für den Einzelhandel und die Verwaltung vor. Geplant sind einzelne Gebäude mit kleinem Fußabdruck, wodurch viele Freiflächen entstehen. Die Höhe der Gebäude orientiert sich an der Bebauung in der Nachbarschaft. So sollen am Hauptbahnhof, der zu den Hochhausstandorten in Berlin gehört, die höheren Gebäude errichtet werden. Zur Straße Alt-Moabit hin, wo flachere Gründerzeithäuser stehen, verringert sich die Höhe entsprechend. Genaue Höhenangaben waren bis Redaktionsschluss nicht zu erhalten.

Der Name des ULAP-Areals erinnert an die frühere Nutzung des Standorts als Universum Landes-Ausstellungs-Park. Der ULAP war 1879 eröffnet worden und diente bis zum Bau des Messegeländes unterm Funkturm als Ausstellungsort, unter anderem für die alljährliche Große Berliner Kunstausstellung. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb von der alten Bebauung kaum etwas übrig.

Heute steht dort nur noch der Theatersaal der alten Berliner Urania aus dem Jahr 1889, die hier ihre Anfänge als Bildungsinstitution feierte. Der denkmalgeschützte Saal soll in das neue Quartier integriert werden.

Gebäude aus der Nachkriegszeit sollen abgerissen werden

Die Gebäude auf dem Areal, die aus der Nachkriegszeit stammen, sollen dagegen abgerissen werden. Dazu gehört der Gebäudekomplex Invalidenstraße 60, der bis 2018 als Sitz des Berliner Landeslabors diente. Er steht mittlerweile leer. Der Abriss wird nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung unabhängig von der städtebaulichen Neuordnung des ULAP-Quartiers vorbereitet.

Der Discounter Aldi, der zurzeit ein Geschäft an der Invalidenstraße 59 betreibt, soll auf dem Areal bleiben. Aldi will aber einen Neubau errichten, heißt es. Über dem neuen Discounter sollen Wohnungen entstehen. Die Polizei soll ebenfalls einen Neubau erhalten. Er ist in einem Hochhaus am Hauptbahnhof vorgesehen. Die jetzigen Dienstgebäude der Polizei sollen solange weitergenutzt werden, bis der Neubau steht. Danach soll der Umzug erfolgen, und die alten Polizeigebäude sollen abgerissen werden.

Verschiedene Nutzungen, die übereinander „gestapelt“ werden, gehören zum Konzept. So sollen Wohnungen nicht nur über dem Aldi-Markt neu errichtet werden, sondern auch über einer neuen Schule. Der bislang ungenutzte Bereich unter dem Stadtbahnviadukt soll dem preisgekrönten Entwurf zufolge für Sportflächen, gastronomische Einrichtungen, Werkstätten und einen sozialen Treffpunkt genutzt werden.

Flächen südlich des Bahnviadukts wurden bereits vor Jahren zum Park

Der übrige Teil des alten ULAP-Areals südlich des Bahnviadukts war bereits von 2005 bis 2008 zu einer Parkanlage umgestaltet worden – unter Erhalt des alten Baumbestands und einer stark verwilderten Freitreppe.

Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt zeigt sich mit dem Wettbewerbsergebnis zum ULAP-Gelände zufrieden: „Für dieses bedeutsame Gelände im Herzen Berlins in direkter Nähe zum Hauptbahnhof und dem Regierungsviertel konnte ein gelungener städtebaulicher Entwurf für die qualitätsvolle Entwicklung eines zukunftsweisenden, lebendigen Stadtquartiers gefunden werden“, sagte sie.

Mit dem preisgekrönten Entwurf liegt allerdings zunächst nur ein städtebauliches Konzept vor, das Auskunft über die Verteilung und Größe der Baukörper sowie die Freiflächen gibt. Es gelte nun, „in weiteren Planungsverfahren auch die architektonische Gestalt des ULAP-Quartiers zu entwickeln und diesen bisher wenig beachteten, aber für die Stadt sehr wichtigen, zentralen Ort neu zu formen und zu öffnen“, so Kahlfeldt.

An dem wettbewerblichen Dialog zum ULAP-Quartier haben sich fünf Planungsteams beteiligt. In drei Dialogrunden wurden die Arbeiten öffentlich diskutiert und qualitativ weiterentwickelt. Die fünf Entwürfe sind vom 8. Juli an bis zum 30. September in einer digitalen Ausstellung zu sehen unter: www.ulap-quartier.berlin.de