Neues Verfahren - weniger Fluglärm: Leiser landen in Berlin Tegel

Der Flughafen München hat es schon, Frankfurt am Main und Köln/Bonn auch. In diesem Jahr wird es auch für Berlin-Tegel eingeführt. Ein neues Flugverfahren soll zahlreiche Menschen im Umkreis des wichtigsten Airports dieser Region von Lärm entlasten. Das teilte Stefan Jaekel von der Deutschen Flugsicherung (DFS) der Berliner Zeitung auf Anfrage mit. „In der Fluglärmschutzkommission für Tegel wurde das Verfahren positiv bewertet“, sagte er. „Nun kann der Genehmigungsprozess beginnen.“

Es geht um die Landeanflüge auf Tegel – allein im vergangenen Jahr gab es mehr als 90.000. Derzeit verläuft der Abstieg in Stufen. Vor dem Endanflug fliegen die Maschinen längere Zeit relativ tief über das Berliner Stadtgebiet hinweg, bevor sie vom Instrumentenlandesystem auf die Landebahn geleitet werden. Meist bewegen sie sich rund 900 bis 1200 Meter über dem Boden.

Bei dem neuen Einflugverfahren gibt es die Stufen nicht mehr. An den Landerouten ändert sich nichts, doch der Abstieg verläuft künftig in gerader Linie. Darum heißt das Verfahren kontinuierlicher Sinkanflug – auf englisch „continuous descent operation“, kurz CDO. Während dieser Phase soll das Flugzeug im Leerlauf unterwegs sein.

Weniger Treibstoff erforderlich

Dieses Flugverfahren spart in der Regel nicht nur 50 bis 100 Liter Treibstoff pro Flug und senkt damit den Ausstoß an Kohlendioxid. Es kann auch dazu beitragen, die Lärmbelastung für einen Teil der Anwohner zu verringern, sagte Jaekel. In Bereichen, die beim stufenförmigen Anflug in relativ geringer Höhe überflogen werden, sind die Flugzeuge künftig in größerer Höhe unterwegs.

Welche Tegel-Anwohner künftig vom Lärm der Landeanflüge entlastet werden, hängt davon ab, wie weit entfernt sie vom Flughafen wohnen. Je weiter weg – umso besser für sie. Genaue Angaben gibt es dazu noch nicht, doch absehbar ist: In den Gebieten der Bezirke Spandau und Reinickendorf, die im Endanflug auf Tegel überflogen werden, wird es wohl weiterhin laut bleiben.

Doch in den Außenbezirken und im angrenzenden Umland könnte der Fluglärm spürbar abnehmen. „Im Nahbereich rechnen wir mit einer gleichbleibenden bis etwas entlasteten Lärmsituation, weiter außerhalb mit einer deutlicheren Lärmentlastung“, sagte Jaekel. „Konkrete Zahlen können erst vorliegen, wenn das Flugverfahren tatsächlich über einen längeren Zeitraum hinweg eingesetzt wird.“

Zwei Jahre später ist Schluss

Ebenfalls wichtig: Es gibt Einschränkungen. So müssen die Flugzeuge über besondere Ausrüstungen verfügen. Zudem ist der kontinuierliche Sinkanflug bei dichtem Verkehr problematisch. Darum ist er in Frankfurt meist nur bei rund der Hälfte der Anflüge möglich.

Dennoch gab es anderswo immer wieder Forderungen von Anwohnern, das Verfahren einzuführen. Der Vorsitzende der Tegeler Fluglärmschutzkommission, Rainer Teschner-Steinhardt, kann das nachvollziehen. „Auch für Tegel wird es positive Effekte geben“, sagte er. Die Technische Universität Berlin untersucht jetzt, wie sich die Lärmbelastung rund um den Flughafen konkret entwickeln wird.

„Wir haben die Unterlagen dem Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung übergeben“, sagte Stefan Jaekel von der DFS. Wenn alle Beteiligten zugestimmt haben, kann das Verfahren am 10. Dezember 2015 in Kraft treten. Immerhin: Tegel ist dann noch fast zwei Jahre in Betrieb.