Nidal R.: Bezirk Neukölln will glorifizierendes Graffiti entfernen lassen

Neukölln - Ein Graffiti spaltet die Gemüter. Ein Konterfei von Nidal R. († 36) am Tatort an der Oderstraße sorgt für Konflikte. Angehörige des erschossenen Mannes schützen das Bild, andere wollen verhindern, dass der Schwerkriminelle glorifiziert wird. Noch in dieser Woche soll es übermalt werden. Die Polizei rechnet mit Gegenwehr.

Es ist ein zweifelhaftes Denkmal: An der Neuköllner Oderstraße prangt an der Wand eines Jugendclubs ein riesiges Porträt von einem der bekanntesten Intensivtäter Berlins. Das Bild sorgt auch unter den Jugendlichen für Auseinandersetzungen.

Angehörige wollen das Graffiti schützen

„Da muss gerade sehr viel Betreuungsarbeit geleistet werden“, sagt Neuköllns Vize-Bürgermeister Falko Liecke (CDU). Selbst unter Anwohnern hätten sich zwei Lager gebildet. Die einen, die das Bild sofort weghaben wollen – und die anderen, die es sogar schützen wollen, so Liecke.

Einer von Nidals Angehörigen drohte: „Wenn hier einer einen Pinsel ansetzt, um das zu übermalen, gibt’s Stress!“

Die Polizei rückte daraufhin aus, machte sich ein Bild von der Lage. „Ich kann nicht nachvollziehen, dass ein Schwerkrimineller hier glorifiziert wird. Es geht nicht, dass sich Leute vor dem Bild ablichten“, sagt Polizeidirektor Thomas Böttcher, Leiter des Abschnitts 55. Der Tenor der Behörden ist klar: Kriminelle haben in der öffentlichen Straßenlandschaft nichts zu suchen.

„Ich finde das Bild eine Katastrophe. Wir werden verhindern, dass das ein Wallfahrtsort wird“, erklärt Liecke. Noch in dieser Woche soll das Bild verschwinden.

Es müsse noch eine Malerfirma beauftragt werden, die sich traut, das Graffiti zu überstreichen. Ohne Polizeischutz wird’s nicht gehen – denn einige halten Nidal R. tatsächlich für einen Heiligen.