ÖPNV in Berlin-Brandenburg: Warum Busse und Bahnen teurer werden

Berlin - Nun ist es offiziell: Bus- und Bahnfahren in Berlin und Brandenburg wird teurer. Zum 1. Januar kommenden Jahres steigen die Fahrpreise durchschnittlich um 3,3 Prozent, wie der Verkehrsverbund beider Länder am Donnerstag in Berlin mitteilte. Ein Einzelfahrausweis Berlin AB kostet dann 2,90 Euro, das sind 10 Cent mehr als bislang. Auch in Brandenburg wird die Einzelfahrkarte AB 10 Cent teurer und kostet dann 1,80 Euro.

Besonders stark steigen die Preise für Tageskarten: Im Berliner Tarifbereich AB werden dafür künftig 8,60 Euro fällig statt bisher 7 Euro. Damit folgt der Senat der Strategie, Touristen kräftiger zur Kasse zu bitten, wenn diese die Berliner Infrastruktur in Anspruch nehmen.

Unverändert bleibt dagegen der Preis für die ausschließlich von Einheimischen genutzte Umweltkarte für Abonnenten im Berliner Stadtgebiet (AB), Brandenburg/Havel und Frankfurt (Oder). Auch die Fahrpreise für Azubis und Schüler bleiben im Verkehrsverbund VBB stabil.

Bus und Bahn werden teurer: Was ist mit dem Jahresticket für 365 Euro?

Dagegen kostet die von vielen Pendlern genutzt Umweltkarte Berlin ABC 1008 Euro und übersteigt damit erstmals die Schallgrenze von 1000 Euro. Bisher sind es 992 Euro.

Als die konkreten Zahlen bekanntwurden, sorgten sie in Berlin für unterschiedliche Reaktionen. Und es stellten sich viele Fragen: Ist die Erhöhung in Zeiten einer aufgeheizten Klimadebatte, wenige Tage nach dem großen Klimastreik, das richtige Zeichen? Wie will man ausgerechnet mit höheren Preisen mehr Menschen dazu animieren, ihr Auto stehen zu lassen und stattdessen Busse oder Bahnen zu benutzen?

Wie passt die Erhöhung zum reichlich alarmistischen Vorschlag, in Berlin den Klimanotstand auszurufen, den Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) ausgerechnet an diesem Donnerstag im Abgeordnetenhaus machte? Warum sollen ausgerechnet die Pendler bluten, die Tag für Tag nach Berlin zur Arbeit fahren, und die mit ihren Autos die Berliner Innenstadt verstopfen?

Nicht zuletzt stellt sich die Frage, wie sich die neuen Tarife eigentlich ganz grundsätzlich mit dem neulich vom Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) ventilierten Plan verträgt, nach dem Vorbild der österreichischen Hauptstadt Wien ein Jahresticket für 365 Euro zu etablieren – nach dem griffigen Motto: 1 Euro pro Tag? Derzeit bezahlen nur Auszubildende die werbewirksame Summe von 365 Euro.

Preiserhöhung für Busse und Bahnen orientiert sich an Entwicklung der Lebenshaltungskosten

Nun ist Müllers Idee in Berlin bekanntlich hochumstritten. Weder bei der BVG noch selbst bei Politikern aus den eigenen Reihen erhielt der Regierungschef nennenswert Unterstützung dafür.

Ein solch niedriger Tarif würde einen so gewaltigen Einnahmeverlust bewirken, dass dringend notwendige – und längst beschlossene – Investitionen in Fuhrpark und Strecken kaum mehr finanzierbar wären. Mit diesen Argumenten ist bisher auch stets die ebenfalls populäre Idee eines steuerfinanzierten Nulltarifs für den ÖPNV abgelehnt worden.

So ähnlich klang auch die Mitteilung, mit der der VBB die neuerlichen Tariferhöhungen begründete. „Vor dem Hintergrund steigender Kosten kommen wir an moderaten Fahrpreiserhöhungen nicht vorbei“, sagte Geschäftsführerin Susanne Henckel.

Die Preiserhöhung orientiere sich an der Entwicklung der Lebenshaltungskosten, der Strom- und Kraftstoffpreise in den vergangenen fünf Jahren, teilte der VBB-Aufsichtsrat mit. Und übrigens: Die Preise waren zuletzt Anfang 2017 leicht erhöht worden. (mit dpa)