Honecker hätte sie geliebt! Designerin entwirft DDR-Hose

Kleidung repräsentiert, Modedesignerin Felizitas Zieten zeigt typischen DDR-Look: die Kollektion „1983 – die Rebellion meiner Eltern“ mit besonderer Jeans.

Felizitas Zieten in ihrem DDR-Look. Erinnerung an damals, an die Jugend ihrer Eltern.
Felizitas Zieten in ihrem DDR-Look. Erinnerung an damals, an die Jugend ihrer Eltern.Gerd Engelsmann

Was macht Menschen aus? Welche Kleider sie tragen? Felizitas Zieten sagt: „Kleidung ist ein Mittel der Identität, bezeugt Gruppenzugehörigkeit und Werte.“ Die Kleidung der politischen Außenseiter in der DDR dekliniert sie in ihrer Bachelorarbeit für das Modedesignstudium an der Kunsthochschule Weißensee durch. Da wird die Hose zur DDR-Hose.

Militärgrüner Parka, blau-weiß gestreiftes Fleischerhemd, Jeans, Malerhose mit Latz, Jesuslatschen – das war das Outfit ihrer Eltern damals als Teenies und Anfangzwanziger im Karl-Marx-Stadt der 80er-Jahre. So haben es die Eltern der 25-jährigen Felizitas Zieten oft erzählt. „Die DDR war bei uns immer ein großes Thema.“ Obwohl die Familie im Westen am beschaulichen Bodensee lebt. Dorthin waren die Eltern 1989 ausgereist.

Ablehnung der staatlich gelenkten Gesellschaft

Felizitas Zieten erfuhr in den vielen Gesprächen, dass die Eltern mit dieser Kleidung ihrem Protest gegen den engen DDR- Staat öffentlich sichtbar Ausdruck geben wollten. „Die staatlich gelenkte Gesellschaft, in der Mitgliedschaft in Organisationen wie der FDJ notwendig  war, Vorschriften alles regelten und die freie Gestaltung individuellen Lebens misstrauisch überwacht wurde – das lehnten sie ab.“ Keine spießigen Stoffhosen, keine braven Kleider, nein, die Eltern kleideten sich hippiemäßig.

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Die Kleidungsstücke von damals im Heute modern zu interpretieren, war die Idee zu Felizitas Zietens Kollektion „1983 – die Rebellion meiner Eltern“ (erhältlich bei instagram: felizitaszieten). Daraus wurde ein romantisches Fleischerhemd mit Plisseefalten unten, das Karo der gleichnamigen Zigarettenmarke ist bei ihr in Häkelmustern für Tuniken und Taschen und auf T-Shirts gedruckt zu sehen. „Der Latzhose habe ich den Latz abgeschnitten und daraus einen taillenhohen Bund gefertigt. Das gelbe baumwollene leichte Hippiekleid meiner Mutter hat weiterhin das eng gesmokte Oberteil und den flatterigen Rock. Jetzt ist der aber geschlitzt, darunter gehören Leggins, ein Kleidungsstück von heute.“

Jeans, das Kleidungsstück der Rebellion

Und natürlich Jeans, DAS Kleidungsstück der Rebellion schlechthin. „Der strapazierbare Stoff, der gut schützt, transformierte von der Arbeiterkleidung zum Edellook.“ Schwer zu kriegen in der DDR, Statussymbol. Felizitas Zieten hat die Sehnsuchtsklamotte mit kleinen Stoffquadraten aus gebrauchten Jeans im Patchworkmuster zusammengenäht. Nachhaltig wirtschaften mit Ressourcen aus der Vergangenheit, das ist in der Mode das aktuelle Thema.

Welche Erinnerungen haben Sie an die Mode zu DDR-Zeiten? Schreiben Sie bitte an: susanne.duebber@berlinerverlag.com