Pannenserie am Hauptstadtflughafen: Kosten des BER steigen auf über sechs Milliarden Euro
Berlin - Nach anderthalb Stunden Geplänkel wurde es am Montag im Sonderausschuss BER des Brandenburger Landtags plötzlich interessant. Nachdem die Opposition erfolglos um das leidige Thema Finanzen herumgekreist war, erlöste Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider (SPD) sie um kurz nach fünf – und gestand endlich ein, dass für das Projekt BER zusätzliches Geld erforderlich ist.
Bis zum Frühjahr dieses Jahres war noch von 4,3 Milliarden Euro die Rede. Inzwischen sei mit der Europäischen Union erörtert worden, dass eine weitere Finanzierung erforderlich ist, so Bretschneider. „Bei der EU ist ein Gesamtrahmen von 2,2 Milliarden Euro angesprochen worden“, berichtete der Staatssekretär. 4,3 Milliarden plus 2,2 Milliarden ergibt 6,5 Milliarden Euro.
Abweichungen "waren nie ausgeschlossen"
Im Frühjahr hieß es, dass der zusätzliche Bedarf 1,1 Milliarden Euro betrage – so viel Geld werde benötigt, um den neuen Schönefelder Flughafen fertigzustellen. Der damaligen Rechnung habe aber der Projektstatus des Jahres 2012 zugrundegelegen, erklärte Bretschneider. Sie sei ohnehin noch zu „validieren“, sagte Heike Fölster, die Finanz-Geschäftsführerin der Flughafengesellschaft FBB. Das heißt, dass noch ermittelt werden muss, ob die Rechnung für diesen Teilbetrag zuverlässig ist. Abweichungen nach unten, aber auch nach oben seien nicht ausgeschlossen, hieß es.
Auf jeden Fall seien inzwischen weitere Posten dazugekommen. Finanzierungskosten und der Stillstand am BER schlagen zu Buche. Hauptthema seien allerdings die Kosten der Kapazitätserweiterung, die schon vor der Eröffnung erforderlich wird – damit der schöne neue Airport nicht gleich angesichts des Fluggast-Ansturms kollabiert.
„Opfer seiner Erfolgsgeschichte“
Bretschneider formulierte es so: „Der Flughafen ist Opfer seiner eigenen Erfolgsgeschichte geworden. Wir haben das Problem, dass der Bedarf nach Abfertigungskapazität steigt.“ Wie berichtet soll zunächst der nördliche Flügel des zentralen Fluggastterminals, der Pier Nord, mit einem Abfertigungsgebäude erweitert werden. Bislang geschätzte Kosten: 177 Millionen Euro. Ein weiterer Anbau dieser Art, der die jährliche BER-Kapazität ebenfalls um acht Millionen Fluggäste erhöhen würde, wäre am Pier Süd möglich. Die Kritik, der BER werde immer teurer, laufe hier ins Leere, sagte der Staatssekretär: Der BER wird größer.
Es werde also einen zusätzlichen Finanzbedarf geben, der auf jeden Fall von der EU zu genehmigen ist, fasste Fölster zusammen. Woher das Geld kommen soll, sagte Finanzminister Christian Görke (Linke): von Banken. Eine Kapitalzuführung aus den Etats des Bundes sowie der Länder Berlin und Brandenburg stoße auf Skepsis. „Favorisiert wird eine Fremdfinanzierung mit Bürgschaften der Flughafengesellschafter.“