Parkplatz-Notstand: Nicht nur Michael Müller hat die Nase voll
Berlin - Wenn es um Parkplätze geht, versteht Berlins Regierender Michael Müller (SPD) keinen Spaß. Er beklagte sich jetzt in einem Brief an die Anwohner seines Tempelhofer Kiezes über die Parkplatzsituation. Grund: Neue Halteverbote, Knöllchen vom Ordnungsamt. Auch wenn nur wenige Verständnis für Müllers Beschwerde haben – Parkplatz-Not kennen alle!
Nicht nur Müller, sondern auch andere Autofahrer kommen beim Fahnden nach einer Lücke mächtig ins Schwitzen. Wie sehr, belegt nun eine neue Studie: Das Verkehrs-Unternehmen Inrix analysierte Parkplatzdatenbanken mit 100.000 Standorten in 8700 Städten, um zu ermitteln, wie groß die Park-Belastung der Autofahrer ist. „Die Studie zeigt, dass knapp einer von drei Autofahrern im vergangenen Jahr mindestens einmal die Parkplatzsuche aufgegeben hat“, heißt es. Die konkreten Berlin-Ergebnisse: Parken ist teuer.
1,8 Milliarden Euro Verlust durch Parkplatzsuche
In Sachen Parkgebühren gehört Berlin zu den teuersten Städten Deutschlands. Autofahrer müssen hier für das Abstellen des Wagens im Straßenland sechs Euro, in Parkhäusern und Co. 3,65 Euro für zwei Stunden berappen.
Parken dauert. Im Durchschnitt begibt sich jeder Berliner pro Woche zehnmal auf die Suche nach einer Lücke. Und das dauert! Für das Parken an der Straße neun Minuten, in Parkhäusern fernab des Straßenlandes sechs Minuten. Innerhalb des Jahres sucht jeder Berliner Autofahrer rund 62 Stunden nach einem Parkplatz. Irre sind auch die Kosten durch Treibstoffverbrauch und Zeitverlust. Die Experten berechneten pro Autofahrer Einbußen von 1358 Euro pro Jahr, alle Berliner verlieren zusammen 1,8 Milliarden Euro im Jahr.
Parken stresst. Die Folgen können verheerend sein – auch emotional. 22 Prozent der Autofahrer in Deutschland gaben an, sich schon mal wegen eines Parkplatzes mit einem anderen Verkehrsteilnehmer gestritten zu haben, 66 Prozent sagten, dass sich bei der Suche nach einer Lücke gestresst fühlten. 44 Prozent verpassten wegen der Parkplatzsuche einen Termin.
Bußgeld und Knöllchen
Verzicht aufs Auto. Immer wieder verzichten Autofahrer auf ihre fahrbaren Untersätze. 39 Prozent der Berliner ließen ihr Auto für Einkäufe stehen, 22 Prozent für Touren zur Arbeit, 27 Prozent für Fahrten zum Flughafen. Gut, dass es auch Alternativen gibt (siehe Kasten).
Bußgeld und Knöllchen. Nervig sind für viele Autofahrer auch die Bußgelder. Laut der Inrix-Studie kassiert jeder Wagen-Besitzer Berlins 1,29 Knöllchen pro Jahr, das durchschnittliche Bußgeld beträgt 13 Euro, die Gesamtsumme der Hauptstadt 17 Millionen Euro.
Zu viel gezahlt. Viele Berliner werfen oft mehr in die Parkuhr als nötig. Entweder, weil die Mindestparkdauer länger ist als die benötigte Abstellzeit – oder aus Angst, durch Überziehen ein Knöllchen zu kassieren. 52 Stunden Parkzeit zu viel zahlte jeder Autofahrer pro Jahr. 124 Euro pro Kopf wurden in Berlin also umsonst in Parktickets investiert, 164 Millionen Euro für die Stadt.
Trotz der belastenden Situation haben die Berliner für Müllers Klage aber recht wenig Verständnis. „Stellt doch ein Schild auf: Reserviert für Herrn Müller“, schreibt ein Nutzer bei Facebook. Ein anderer: „Ich hätte gerne einen Bürgermeister, der für alle Berliner da ist, nicht nur für die in seiner Straße.“