Parkplatznot an Bahnhöfen: Verkehrsverwaltung hält nichts von Park and Ride

Parken und reisen – so lässt sich Park and Ride übersetzen. Doch es ist ein Konzept, das in der Senatsverkehrsverwaltung keine Freunde hat. In Berlin sind an Schnellbahnhöfen schon lange keine Parkplätze mehr geschaffen worden – und das soll auch so bleiben, wie aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage des FDP-Fraktionsvorsitzenden Sebastian Czaja hervorgeht. Berlin sieht Brandenburg in der Pflicht.

2015 wurde die Zahl der Park-and-Ride-Stellplätze im Stadtgebiet auf rund 5000 geschätzt, teilte Verkehrs-Staatssekretär Jens-Holger Kirchner mit. So viele waren es offenbar auch schon in den Jahren davor. Denn zuletzt habe es „keine Aktivitäten zur Förderung von Park-and-Ride-Anlagen in Berlin“ mehr gegeben, machte der Grünen-Politiker deutlich. Zuständig seien die Bezirksämter.

Brandenburg soll sich kümmern

Kirchner erklärte auch, warum die Verkehrsverwaltung nicht viel von dem P+R-Konzept hält: Die Kosten seien hoch, der Nutzen sei gering. In Berlin fielen für den Grundstückserwerb, den Betrieb und die Unterhaltung hohe Kosten an, berichtete er. Der Platz vor den Bahnhöfen sei knapp, es gebe eine „deutliche und weiter zunehmende Flächenkonkurrenz“. Zugleich bringe Park and Ride wenig, was die Chance, neue Kunden für den Nahverkehr zu gewinnen, und die Entlastung der Straßen anbelangt. 

Der „verkehrliche Nutzen“ sei gering. Darum konzentriere sich Berlin darauf, an Bahnhöfen Fahrradstellplätze zu bauen. Gemessen an den Kosten, bringe Bike and Ride mehr Nutzen. Wenn schon Autoparkplätze gebaut werden müssten, sollten sie in der Nähe von Wohngebieten entstehen. „Das heißt, dass für Pendler aus Brandenburg die Anlagen möglichst in Brandenburg errichtet werden sollten“, teilte Kirchner mit. Zuständig seien die dortigen Gemeinden.

ADAC fordert seit Jahren mehr Parkplätze

Klar, dass diese Antwort bei der FDP, die mehr Herz für Autofahrer hat als andere Parteien, auf negative Resonanz stieß. Der Bedarf sei da, Berlin dürfe ihn nicht ins Nachbar-Bundesland wegschieben, sagte Czaja. „Anstelle einer nachfrageorientierten und innovativen Verkehrspolitik zählt für Rot-Rot-Grün nur die eigene Ideologie“, so der Fraktionschef. „Die Abschiebung der Zuständigkeit für Park-and-Ride-Parkplätze ans benachbarte Brandenburg zeigt, wie wenig dieser Senat Lösungen für die gemeinsame Metropolregion finden will.“ Offen bleibe, wie Berliner Pendler etwa aus Müggelheim oder Buch nach Mitte kommen sollen.

Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) verlangt seit Jahren mehr Parkplätze an Bahnhöfen. Im seinem Konzept ist von „Großanlagen mit umfangreichen Dienstleistungsangeboten“ die Rede. Auch Geschäfte und Dienstleistungen könnte es dort geben.

Abschreckende Fahrpreise

Ein Problem sei aber, dass die Fahrpreisstruktur keinen Anreiz biete, das Auto schon vor der Stadtgrenze zu parken und dort in die Bahn zu steigen. Tickets, die den Umland-Tarifbereich C umfassen, sind teurer als Tickets für das Berliner Stadtgebiet. „Der ADAC schlägt deshalb vor, den Nutzern der Parkplätze praktische Rabattmöglichkeiten einzuräumen, die den Preisunterschied zwischen den Tarifzonen kompensieren“, so der Verband. „So könnte zum Beispiel die Zufahrt zu den P+R-Anlagen elektronisch erfasst und bei Nachweis einer mehrmonatigen Nutzung eine entsprechende Tarifermäßigung gewährt werden.“

Das Brandenburger Infrastrukturministerium rechnet damit, dass die Zahl der Pendler weiter steigt. „Deshalb wollen wir durch den Bau von Bike-and-Ride- und Park-and-Ride-Anlagen Angebote schaffen, möglichst früh den Nahverkehr nutzen“, sagte Steffen Streu. Für 2014 bis 2020 stehen insgesamt 20 Millionen Euro als Förderung zur Verfügung. Das Förderprogramm 2017 umfasst 20 Anlagen, unter anderem in Nauen, Gransee und Potsdam.