Partyzone Berlin: Am Brandenburger Tor steigt die große Silvesterparty

Berlin rüstet sich für Silvester. Feuerwehr, Polizei und vor allem die Krankenhäuser bereiten sich wieder auf teils chaotische Zustände auf den Straßen der Stadt vor.

So erwartet auch das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) in Marzahn ein hohes Patientenaufkommen. Nach Angaben von UKB-Sprecherin Angela Kijewski stehen in der Silvesternacht und am Neujahrstag Teams der Hand-, Unfall- und Allgemeinchirurgie in acht Operationssälen bereit. In den vergangenen Jahren waren vor allem Handverletzungen zu behandeln – von leichten Risswunden bis hin zu schwersten Amputationsverletzungen.

Allerdings wurden in der Rettungsstelle auch viele Patienten mit Verbrennungen und Hörschäden eingeliefert. So wird laut Kijewski auch ein Team von HNO-Ärzten im Einsatz sein. „Wir hoffen, dass die Leute auf illegales Feuerwerk verzichten“, sagt die UKB-Sprecherin. „Illegale Böller sind unser größtes Problem, sie verursachen die schwersten Verletzungen.“

Sicherheitshinweise beachten

Die Feuerwehr wird ihre Personalstärke im Vergleich zu normalen Tagen mehr als verdoppeln. Nach Angaben eines Sprechers stehen 1389 haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte bereit, um 425 Einsatzfahrzeuge zu besetzen. Auch die Leitstelle mit der Notrufannahme wird mit der doppelten Mitarbeiterzahl besetzt.

„Ein großer Teil der zu erwartenden Einsätze wird wieder auf unsachgemäßen oder fahrlässigen Umgang mit Silvesterfeuerwerk zurückzuführen sein“, teilte ein Sprecher mit. „Wir möchten darum alle Berliner bitten, unsere Sicherheitstipps für die Silvesternacht zu beachten.“ So solle nur geprüftes Feuerwerk mit einer Registriernummer und dem CE-Zeichen in Verbindung mit der Kennnummer der Prüfstelle gekauft werden.

Viele Unfälle, bei denen in der Vergangenheit Finger und Hände abgerissen wurden, passierten mit verbotenen und ins Land geschmuggelten „Polen-Böllern“, die zum Teil mit Industriesprengstoff gefüllt und deren Zündzeiten unberechenbar sind. Die Feuerwehr mahnt, keinesfalls mit Feuerwerkskörpern auf Menschen und Häuser zu zielen. Aus gutem Grund: In einigen Kiezen – etwa im Norden Neuköllns, in Wedding und Gesundbrunnen – spielten in den Jahren viele, vor allem jugendliche Bewohner mit arabischem oder türkischem Migrationshintergrund ihren privaten Bürgerkrieg.

Die Feuerwehr macht noch einmal deutlich, dass das Abbrennen von Feuerwerk der Klasse II oder Kategorie F2 nur zwischen Silvester 18 Uhr und Neujahr 7 Uhr erlaubt ist. Feuerwerkskörper, die nicht explodiert sind, sollten unbedingt liegengelassen werden, weil sie auch später noch explodieren können.

„Ausnahmezustand Silvester“

Empfohlen wird auch, vor Silvester brennbare Gegenstände von Balkonen zu entfernen. In der vergangenen Silvesternacht hatte die Feuerwehr zahlreiche Einsätze, weil verirrte Raketen Gegenstände auf Balkonen in Brand gesetzt hatten.

Wie in den früheren Jahren wird die Feuerwehr wegen der vielen Notrufe, die vor allem nach Mitternacht einsetzen, den „Ausnahmezustand Silvester“ ausrufen. Das heißt unter anderem: Sie arbeitet die Einsätze dann nicht mehr nach der Reihenfolge der Alarmierung ab, sondern nach Priorität. Rettungswagen werden nach dem Einsatz nicht erst zum Reinigen geschickt, sondern fahren sofort wieder los. Am vergangenen Jahreswechsel hatte die Feuerwehr zwischen 19 und 6 Uhr 1580 Einsätze zu bewältigen.

Trotz allem wird die Hauptstadt zu Silvester wieder Besucher aus aller Welt anziehen. Die Tourismus-Organisation Visit Berlin schätzt, dass dann etwa eine Million Besucher in der Stadt sind. „Berlin ist wie New York, dort wollen viele Silvester feiern“, sagt Geschäftsführer Burkhard Kieker. „Es kommen zunehmend mehr Gäste aus Polen, Serbien, Tschechien und Ungarn.“

Einen Schwerpunkt bildet Deutschlands größte Silvesterfeier am Brandenburger Tor, die vor allem von Touristen besucht wird. Die Veranstalter rechnen wieder mit mehreren Hunderttausend Besuchern, die sich auf der zwei Kilometer langen Partyzone auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule drängen werden.

Große Vorbereitungsarbeiten

Schon seit Mittwoch werden Bühnen aufgebaut und Absperrgitter aufgestellt. Zudem werden an den Eingängen Betonsperren gegen Fahrzeuge platziert. Seit Mittwoch sind bereits die Straße des 17. Juni zwischen Großer Stern und Ebertstraße gesperrt, ebenso die Yitzhak-Rabin-Straße zwischen Straße des 17. Juni und Scheidemannstraße sowie die Ebert- zwischen Scheidemann-/Dorotheenstraße und Behrenstraße. Am Freitag kamen weitere umliegende Straßen hinzu.

500 bis 800 Mitarbeiter privater Sicherheitsfirmen werden im Einsatz sein. Nach den Terroranschlägen in den vergangenen Jahren in Europa beziehungsweise 2016 in Berlin gelten für Veranstaltungen dieser Art verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Wer auf die Festmeile will, muss sich nach Angaben des Veranstalters an den Eingängen ausgiebigen Personen- und Taschenkontrollen unterziehen. Daher könne es beim Einlass zu längeren Wartezeiten kommen.

Die Verbotsliste ist lang: Das Mitbringen von Rucksäcken, großen Taschen und Koffern ist verboten. Flaschen, Becher, Krüge, Dosen oder sonstige Gegenstände aus Glas sind verboten. Sperrige Gegenstände wie Leitern, Hocker, Klappstühle oder Kisten sind verboten. Feuerwerkskörper – strengstens verboten.

Auch alkoholische Getränke dürfen nicht mit hineingenommen werden. Was den Nebeneffekt hat, dass die Bier- und Sektverkäufer auf der Festmeile ein umso besseres Geschäft machen.

Die Feuerwehr baut an der Partymeile zwei Feuerwachen auf. Dort halten sich Rettungskräfte und Ärzte des Deutschen Roten Kreuzes bereit. An den Laternen entlang der Partymeile werden Nummern angebracht, die den Feiernden bei der Orientierung helfen sollen, wenn sie einen Vorfall melden.

Gute Nachricht für die Feuerwehr

Unmittelbar nach der Silvesterpart-Schlacht auf den Straßen der Hauptstadt wird die Berliner Stadtreinigung (BSR) ihre Arbeit beginnen. Die BSR richtet sich wieder auf Sonderschichten ein, um die Überreste der Silvesternacht zusammenzukehren. Nach Angaben eines Sprechers wird sich die BSR bereits ab 2 Uhr im Umfeld der Partymeile und auf der Neujahrslauf-Strecke an die Arbeit machen. Weitere Schwerpunkte sind am 1. Januar stark besuchte Orte wie Alexanderplatz, Kurfürstendamm, Schönhauser Allee und Hermannstraße. Am Neujahrstag wird die BSR mit 150 Fahrzeugen und 600 Mitarbeitern nach eigenen Angaben an allen Reinigungsschwerpunkten insgesamt rund 450 Kubikmeter Müll eingesammelt haben.

Bleibt der Ausblick aufs Wetter. Die Meteorologen sagen bedeckten Himmel bei sieben Grad voraus. Und: Am Abend soll Sprühregen einsetzen. Weil es bei ungemütlicher Witterung weniger Knallwütige nach draußen treibt, ist das zumindest für die Feuerwehrleute im Dienst eine gute Nachricht.