Personalquerelen am BER: Einer muss gehen
Für klare Ansagen ist an der Baustelle des Flughafens BER eigentlich Hartmut Mehdorn zuständig. Diesmal aber hat sein Vorstandskollege für Technik, Horst Amann, die Offensive gesucht. In einem Brief an den Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) beschuldigte Amann seinen obersten Chef Mehdorn praktisch, die Probleme beim Bau zu ignorieren und so die Fertigstellung zu lähmen. Damit ist es zwischen den beiden wichtigsten Männern am BER endgültig und offen zum Bruch gekommen.
Seit Monaten sticheln und arbeiten die beiden gegeneinander, bisher hinter den Kulissen. Mehdorn hält seinen Technikvorstand für einen Bedenkenträger und Bremser, der allzu sehr auf Perfektion setzt und dabei das Ziel aus den Augen verliert: eine möglichst rasche Eröffnung des Pannenflughafens. Im Juni drohte er, wer „jetzt noch Schleifchen machen will, kriegt auf die Finger“. Zudem betrachtete er es als illoyal, dass Amann im Aufsichtsrat eigene Vorschläge für eine vorgezogene Teileröffnung des BER präsentierte, ohne vorher mit ihm darüber zu sprechen.
„Notfalls muss einer gehen“
Nun ist Amann offenbar zum Gegenangriff übergegangen. In seinem Schreiben wirft er einem Zeitungsbericht zufolge Mehdorn fehlende Bereitschaft vor, „sich mit fachlichen und sachlichen Notwendigkeiten“ auseinanderzusetzen. Dies führe „zu einer nicht hinnehmbaren Lähmung der Aktivitäten im Projekt“. Die Anschuldigung wiegt umso schwerer, als gerade Mehdorn ein „Sprint“ genanntes Beschleunigungsprogramm für die Fertigstellung des BER ins Leben gerufen hat.
Der lange schwelende Konflikt im FBB-Vorstand ist damit eskaliert, und das zu einer Zeit, da der Aufsichtsrat keinen regulären Vorsitzenden hat. Matthias Platzeck (SPD) ist aus gesundheitlichen Gründen auch von diesem Amt zurückgetreten, sein Vize Klaus Wowereit (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister, führt das Gremium nur kommissarisch. An Wowereit hat Amann nun am 16. September geschrieben: „Entweder ist meine Tätigkeit und Funktion (wieder) zu stärken oder es sind alternativ in Erfüllung meines Geschäftsführervertrages die Konsequenzen zu veranlassen.“
Angesichts des Briefes herrschte bei den Gesellschaftern Ratlosigkeit. Die Lage sei angespannt, hieß es am Freitag in Kreisen des Aufsichtsrates. Dort müsse bei der Sitzung kommende Woche über den Streit Mehdorn-Amann gesprochen werden. Nötig sei eine Klärung der persönlichen Querelen, um das Ziel einer baldigen Eröffnung des BER nicht zusätzlich zu gefährden: „Notfalls muss einer gehen“, hieß es.
Das aber wird teuer. Amann bezieht im Jahr rund 350 000 Euro, sein Vertrag läuft bis 2017. Im August 2012 war der Hesse noch als Krisenretter zum BER gekommen, und nach der Ablösung von Vorstandssprecher Rainer Schwarz waltete er zu Jahresbeginn einige Wochen lang allein an der Spitze. Mit Mehdorns Amtsantritt im März aber musste Amann zur Seite rücken, was ihm offenkundig nicht gefiel. Schwarz wurde gekündigt, er klagt auf Zahlung von 1,8 Millionen Euro Restgehalt. Fast ebenso teuer könnte eine Trennung von Amann werden. „Das ist eine finanzielle Belastung“, räumt man in FBB-Kreisen ein. Das Image des BER sei aber wohl kaum noch weiter zu beschädigen.
Lichtenrader fürchten Fluglärm
Auch die Flugrouten sorgten erneut für Ärger. Nachdem das Oberverwaltungsgericht am Donnerstag Nachtstarts über Blankenfelde-Mahlow untersagt hatte, verlangte die Bürgerinitiative Kleinmachnow am Freitag, das Flugroutensystem komplett neu zu planen und dabei nur vom Bedarf eines Regionalflughafens auszugehen. Die Initiative kündigte neue Demonstrationen an. Vertreter aus Lichtenrade äußerten sich besorgt über höhere Lärmbelastung im Süden von Berlin.