Peta-Aktivisten fordern Mahnmal für Aquadom: „Fische sind fühlende Individuen“
Am Donnerstag fand eine skurrile Aktion vor dem Hotel in Mitte statt. Dort platzte kurz vor Weihnachten ein Aquarium. Ein Ortsbesuch mit toten Fischen und unechten Pelzen.

Zwei Menschen in hauchdünnen Kunststoffanzügen spielen toter Fisch. Ihre Köpfe stecken in Fischen aus Pappe, ein oranger und ein roter Clownfisch. „Ich bin ein etwas älterer Nemo“, sagt die Frau in Orange, bevor sie sich auf die blaue Plastikplane auf dem eiskalten Gehsteig vor dem Radisson Collection Hotel legt. Ob sie denn nicht friere? „Es geht“, sagt der rote Fisch. „Letzte Woche bei der ‚Grünen Woche‘ war es kälter. Da waren wir nass vom Kunstblut.“
In der Lobby des Hotels ist am 16. Dezember der Aquadom geplatzt. Die neun Demonstrierenden von der Tierrechtsorganisation Peta fordern an diesem Donnerstag ein Mahnmal für die toten Fische. Das Aquadom war 16 Meter hoch, bei einem Durchmesser von 11,5 Meter. Etwa eine Million Liter Wasser flossen beim Bruch in die Lobby und auf die Straße. Die Ursache ist immer noch nicht geklärt. Ob ein Hotel ein solches Aquarium braucht, ist die eine Frage. Ob die Stadt deshalb ein Mahnmal bauen sollte, eine andere.
Zwei Menschen wurden verletzt, die Fische hatten weniger Glück. „Es sind 1500 fühlende Individuen gestorben“, sagt Aktionskoordinator Jens Vogt. „Sie haben genau wie wir ein Lebensrecht, da müssen wir keine Hierarchie aufstellen“, fügt der Tierrechtler hinzu. Das Hotel und die Stadt sollten seiner Meinung nach dafür aufkommen – damit man sich in Berlin an dieses Unglück erinnert. „Insbesondere das Hotel hat sich damit gebrüstet“, sagt er. Aber die Stadt sei verantwortlich, dass die Betreiber das Aquarium überhaupt bauen konnten.
Die Leute von Peta stünden auch wegen des umstrittenen Projekts „Coral World“ hier. Trotz der Fischkatastrophe in Mitte soll das Aquarium in Lichtenberg bei der Rummelsburger Bucht gebaut werden. „Wir sollten uns nicht an dem Leid der Tiere ergötzen“, sagt Vogt. Für Coral World würden vor allem wilde Tiere aus ihrem Lebensraum gerissen. Trotz vieler Millionen Tonnen Beifang in der Fischerei kümmert sich Peta also um Berliner Aquarien. Ein Symbol? Es gebe viele Baustellen, wo man ansetzen könne, erwidert Vogt. Die unnötige Jagd sei genauso falsch.

Der Kopf des Fernsehturms taucht an diesem Vormittag in den Wolken. Der Eingang des Hotels ist mit einem Bauzaun versperrt und die Sicht mit weißen Plastikplanen abgehängt. Wann es wieder öffnen soll, ist laut Medienberichten noch nicht klar, auf der Demonstration ist die Rede von zwei Jahren. Manche reden auch über die Möglichkeit und Unmöglichkeit eines neuen Aquariums im Hotel.
Vogt spricht mit einem der wenigen Polizisten. Der erzählt er sei kurz vor dem großen Knall mit seinem Enkel in der Lobby des Hotels gewesen, um die Fische zu bewundern. Eine Demonstrantin trägt einen auffälligen Kunstpelz und der „rote Fisch“ zieht nach der Aktion seine Hose mit Schlangenmuster wieder an. Die Ästhetik der Haut von Tieren auf einer Peta-Demonstration irritiert zumindest kurz. Die Demonstrantin bezeichnet ihren Pelz aber als „Extra-Statement“. „Es ist eine super Alternative“, sagt Svenja. „Ich tue damit ja keinem Tier weh.“