Direkt vor dem abgesperrten Bereich am Hotel Telegraphenamt in Mitte stehen sie: Aktivistinnen und Aktivisten von Peta, der weltbekannten Tierschutzorganisation. Die Gruppe ist überschaubar, aber dennoch fallen sie auf. In der vorderen Reihe stehen Menschen nur mit Unterwäsche bekleidet, auf ihren Köpfen haben sie Rinderkopf-Pappmasken.
Kleidungsarme Auftritt und aufsehenerregende Masken sind das Markenzeichen von Peta. Die Tierschutzorganisation setzt sich für Tierwohl im Allgemeinen ein, unter anderem auch für Tiere als Opfer der Bekleidungsindustrie. Das andere sind berühmte Personen, erst kürzlich gab eine Poster-Kampagne mit Joaquin Phoenix, Udo Lindenberg und Nina Hagen. Die Berliner Fashion Week ist also ein idealer Ort, weil hier bei guter Stimmung und mit Prominenz die Mode zelebriert wird.
Meistgelesene Artikel
Peta kritisierte in der Vergangenheit bereits, dass in der Modebranche Materialien wie Pelz, Tierfelle oder Wolle verwendet werden. Im Rahmen der Aktion am Montag geht es vor allem um Echtleder. Auf den meisten Plakaten liest man in schwarzen Großbuchstaben „Leder tötet“, und auf Englisch „Leather Kills“. Aktionskoordinator Jens Vogt sagt, dass die Lederindustrie zu immensem Tierleid führe und für die Zerstörung des Regenwaldes im Amazonas mit verantwortlich sei. „Riesige Waldflächen werden abgebrannt, um Platz für Rinderweiden zu schaffen.“ Rind sei die Quelle für das meiste Leder.
Die Lederindustrie trägt maßgeblich zur Umweltverschmutzung bei
Die Aktivistinnen Sabine Teutscher und Andrea Rohnfeld halten gemeinsam ein Plakat, auf dem eine Kuh mit einem Flecken in der Form von Südamerika zu sehen ist. Der Fleck steht in Flammen, daneben steht zu lesen: „Für Leder brennt der Regenwald. Rettet Rindern die Haut. Und eure eigene!“ Peta gehe es schon längst nicht mehr nur um die Rettung der Tiere, sondern auch die Rettung der Erde.
„Dass die Fashion Week in Berlin so ein Zeichen setzt“, sagt Jens Vogt, „ist in Zeiten der Klimakrise und allgegenwärtigem Tierleid nicht mehr zu rechtfertigen.“ Auf die Frage, welche Marken konkret Leder benutzten, weiß er keine genaue Antwort. Er wolle kein Modelabel dieser Fashion Week nennen, sagt er, doch besonders Designermarken wie Gucci und Louis Vuitton setzten immer noch auf Echtleder.
Peta will in Berlin Präsenz zeigen
Nach einer Viertelstunde zünden sie mehrere Bengalos, die als Symbol für den brennenden Regenwald stehen sollen. Es läuft alles friedlich, auch die Securityguards der Fashion Week, die nur wenige Meter entfernt sind, greifen nicht ein. Andrea Rohnfeld, die sich schon seit 16 Jahren sich bei Peta für das Tierwohl engagiert, hat eine Botschaft an Berlin und die Modewelt: „Überlegt euch wen ihr anzieht, esst oder streichelt. Das sind alles Tiere!“