Pflegeheim in Lichtenberg hat eine neue Leitung

Erste Konsequenzen nach dem tödlichem Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim in Lichtenberg: Die Heimleitung ist abgesetzt worden.

Eingang des Seniorendomizils im Stadtteil Lichtenberg. 
Eingang des Seniorendomizils im Stadtteil Lichtenberg. Jörg Carstensen/dpa

Berlin-Die tödlichen Corona-Fälle in dem Pflegeheim in Lichtenberg bleiben nicht folgenlos. Das erklärte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) in einer Fragestunde im Abgeordnetenhaus am Donnerstagnachmittag. Die Heimaufsicht habe den weiteren Einsatz der Leitung untersagt, sagte sie, und forderte die Träger auf, neue Personalvorschläge für die Position einzubringen. Sollte dies nicht erfolgen, werde über weitere Maßnahmen nachgedacht. 

„Die Feststellung des Gesundheitsamtes und der Heimaufsicht zeigen, dass Hygienevorgaben nicht beachtet worden sind“, sagte Kalayci. Das betreffe einzelne Beschäftigte und die Heimleitung. Die SPD-Politikerin hatte Anfang der Woche bereits angeprangert, dass Beschäftigte in dem Pflegeheim trotz Symptomen vom Arbeitgeber zur Arbeit angehalten geworden seien. Zu derartigen Ausbrüchen in Pflegeheimen trügen menschliches Versagen und Betreiber, die das Thema Hygiene nicht richtig ernst nähmen, bei. 

Pfleger arbeiteten trotz Erkrankung weiter

15 Menschen sind inzwischen binnen fünf Wochen in dem Heim gestorben. Seit der Verlegung von 14 Bewohnern in andere Einrichtungen am vergangenen Freitag prüft der bezirkliche Amtsarzt, ob die geltenden Schutzmaßnahmen in dem Pflegeheim von der Leitung umfassend eingehalten worden sind. Zurzeit sind in dem Heim noch 30 Bewohner infiziert, 17 Pfleger sind ebenso positiv auf Corona getestet worden.

Dass Pfleger in der Einrichtung trotz Corona-Erkrankung weitergearbeitet haben, hatte eine Angestellte des Pflegeheims bereits im Oktober der Berliner Zeitung berichtet, um vor den Zuständen in dem Heim zu warnen. Die Belegschaft habe tagelang auf die Testergebnisse gewartet, manche hätten mit oder ohne Symptome weitergearbeitet, ohne zu wissen, ob sie infiziert sind oder nicht. Es sei allerdings niemand von der Heimleitung zur Arbeit zitiert worden, so die Pflegerin.

Sie sagte außerdem, dass die Heimleitung bereits Ende Oktober versetzt worden sei. Auch die Heimaufsicht sei zu dem Zeitpunkt involviert gewesen.

„Wir wollen auch, dass jetzt alles aufgeklärt wird“, so die Pflegerin, die anonym bleiben möchte. „Viele befürchteten aber auch, dass die Einrichtung geschlossen werden könnte. Da hängen Existenzen dran.“

Der Heim-Betreiber Kursana handelte inzwischen. Eine Sprecherin: „Erteilte Auflagen der zuständigen Behörden, wie die Einsetzung einer neuen Leitung des Hauses, werden wir umsetzen. Die neue Leitung des Hauses wurde heute der Heimaufsicht gemeldet.“ Dennoch wies das Unternehmen Vorwürfe der Gesundheitssenatorin erneut zurück. „Wir haben sehr hohe Sicherheitsstandards und gute Hygienekonzepte“, teilte sie mit. Doch auch die könnten in Zeiten einer solch weitreichenden Pandemie nicht verhindern, dass die Corona-Infektionsketten Seniorenbetreuungs-Einrichtungen erreichten. Außerdem habe man keine Kenntnis davon gehabt, dass infizierte Pfleger zur Arbeit zitiert worden seien. Aber: „Selbstverständlich gehen wir allen konkreten Hinweisen auf Fehlverhalten sofort nach.“