Pilotprojekt Bahnhof Hermannstraße: Schräge Musik soll Junkies und Trinker vertreiben

Seit Jahren ist der Bahnhof Hermannstraße ein Treff der Trinker- und Drogenszene. Dagegen will die Berliner S-Bahn GmbH nun mit einem ungewöhnlichen Mittel kämpfen. Durch das Beschallen mit schrägen Musiktönen sollen Trinker und Junkies aus der Station vertrieben werden.

Für Tausende Fahrgäste ist die Hermannstraße täglich ein wichtiger Umsteigebahnhof zwischen der S-Bahn (Ringbahn) und der U-Bahnlinie U8. Für die Polizei zählt die Station zu einem besonders von der Kriminalität belasteten Ort. Laut Statistik werden jährlich etwa 3000 Straftaten begangen. Raubtaten, Körperverletzungen, Drogendelikte: Bundesweit geriet der Bahnhof in die Schlagzeilen, als 2016 der Bulgare Svetoslav S. einer Passantin brutal in den Rücken trat, diese daraufhin die Bahnhofstreppen herunter stürzte.

„Pilotprojekt mit atonaler Musik“

Nun will die S-Bahn ein Problem beseitigen. Die Vermüllung des Bahnhofs durch die dort in den Eingangsbereichen etablierte Trinker- und Drogenszene. „Als Pilotprojekt werden wir ab September diese Bereiche mit sogenannter atonaler Musik beschallen“, sagt Bahnsprecher Burkhart Ahlert. Musik, die fern von üblichen Melodien und Harmonien ist, die Menschen zum Flüchten animieren soll. „Genau das wollen wir bei dieser Klientel erreichen, damit der Bahnhof wieder für Fahrgäste attraktiver wird“, so Ahlert.

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Eine ähnliche Aktion, allerdings mit klassischer Musik, gab es 2017 schon am Hamburger Bahnhof. Auch in Leipzig, wo mit Werken von Bach die Bahnhofs-Bettler vertrieben wurden. Die BVG ging 2010 am U-Bahnhof Adenauerplatz mit Klassik gegen Trinker vor. Der Test wurde aber eingestellt, weil die Musik auch Fahrgäste und Bahnhofshändler nervte.

Bunte Beleuchtung für den Alex

Davon will sich die S-Bahn im Fall Hermannstraße nicht entmutigen lassen. Ist der Test erfolgreich, könnte die schräge Musik auch an den anderen 17 Problem-Bahnhöfen, wie dem Alex, erklingen. Diese Stationen, zu denen auch Charlottenburg und die Frankfurter Allee gehören, sollen auch für insgesamt 5,3 Millionen Euro durch umfangreiche Reinigungen und Verschönerungen der Vorhallen aufgewertet werden. Für den Alex ist etwa eine bunte Außenbeleuchtung geplant.