Plänterwald: Die Berliner sollen den Spreepark mitgestalten können

Am Anfang ist das Geräusch. Ein Quietschen. Erst dann nimmt man wahr, dass sich das 45 Meter hohe Riesenrad tatsächlich dreht. Ganz langsam, angetrieben  vom Wind. Ansonsten dreht sich hier absolut nichts.

Der Spreepark im Plänterwald ist schon oft beschrieben worden als ein verwunschener Ort: An vielen Stellen ist längst   Wald über die 47-jährige Geschichte des „Kulturpark Berlin“ gewachsen, wie der einzige  Vergnügungspark der DDR ursprünglich hieß. Seit Anfang der 2000er-Jahre ruht der Betrieb, seitdem verfällt alles.

Doch dieser pittoreske Verfall, der zuletzt vor allem (illegale, weil nicht zahlende) Partymacher  genau so angelockt hat wie (legale, weil zahlende) Filmteams, soll ein Ende haben. Für zunächst drei Millionen Euro soll der Spreepark wieder  zugänglich gemacht werden, „wachgeküsst“, wie es Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel nennt.

Extra viel Fantasie

Bei einem Rundgang mit dem SPD-Politiker am Donnerstag wurde offenbar, dass dafür extra viel Fantasie nötig ist. Zwar stehen in dem  20 Hektar große Gelände an der Spree noch Gebäudereste herum, doch viele  Attraktionen  des einstigen Vorzeigerummels der Republik sind so baufällig, dass sich eine Rekonstruktion kaum lohnt.

Da ist der rund 20 Meter hohe künstliche Felsen, durch den einst eine Wildwasserbahn rauschte und die Parkeisenbahn ratterte. „Der Felsen bekäme heute sicher keinen Stempel von der Bauaufsicht“, wie Geisel sagte. „Ich weiß auch nicht, ob er jemals einen hatte.“  Schon eine Sicherung für Publikumsverkehr wäre aufwendig. Die Zeichen stehen also auf Abriss.

Das gilt wohl auch  für  das frühere Parkrestaurant, ein Komplettruine: Eine  spätere Nutzung ist zwar sicher möglich, aber dennoch  kaum  vorstellbar. Zumal es sich auch rentieren  muss, wie Christoph Schmidt sagt. Er ist  Geschäftsführer landeseigenen Gesellschaft Grün Berlin, die im Auftrag des Senats das einst so populäre Freizeitareal wieder entwickeln soll. Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es aus, als hätten das Riesenrad und die vergleichsweise leicht instandzusetzende Parkeisenbahn eine sichere Zukunft. Aber der Rest?

Derzeit stehen insgesamt zehn Millionen Euro aus dem Infrastrukturinvestitionsprogramm SIWA zur Verfügung. Sieben Millionen Euro fließen in die denkmalgerechte Sanierung des benachbarten Eierhäuschens, einem  Ausflugslokal aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Dort ist ab 2018 wieder Gastronomie geplant, außerdem  sollen  offene Ateliers geschaffen werden.

Frisches Geld erst gegen Pläne

Die verbleibenden drei Millionen Euro sind für den Spreepark vorgesehen. Eine Million davon ist bereits für Verkehrssicherheit ausgegeben worden. Sollte auch das restliche Geld verbraucht sein, braucht Grün Berlin einen tragfähigen Plan, um weiteres lockermachen zu können.

Über diese Pläne  sollen interessierte Bürger mitentscheiden. Am Freitag beginnt eine Werkstattphase, zu der auch  Führungen gehören – schließlich sollte man wissen, worüber man überhaupt redet.  Im nächsten Frühjahr soll ein Rahmenkonzept stehen.

Eines steht aber schon einmal fest: Der Spreepark soll nicht wieder ein Rummel werden, sondern ein Landschaftspark, in dem möglichst viel alte Substanz erhalten bleiben soll, allerdings das meiste davon zweckentfremdet. „Es  braucht einen anderen Kontext, erst dann wird’s spannend“, sagt Schmidt und verweist auf den Landschaftspark Duisburg Nord mit einem stillgelegten Hüttenwerk im Zentrum. In einem alten Gasometer entstand Europas größtes künstliches Tauchsportzentrum, ehemalige Erzlagerbunker wandelten sich zum alpinen Klettergarten, in einer  Gießhalle wurde ein Hochseilparcours eingerichtet, ein erloschener Hochofen zum Aussichtsturm ausgebaut.

So opulent kann das Vorhaben im Plänterwald schon mangels Baumasse nicht werden. Ein paar Nummern kleiner – und grüner – wären aber schon denkbar.