Polnischer Botschafter: "Ungeheure politische Arroganz"
Berlin - Der polnische Botschafter in Deutschland, Marek Prawda, wurde von der Märkischen Oderzeitung gefragt, ob es die Beziehungen beider Länder belaste, weil viele Autos in Deutschland von Polen gestohlen würden. Prawda sagte: „Vielleicht ist es ja noch zu einfach, in Deutschland Autos zu stehlen?“ Es sei immer zuerst ein Problem der Polizei des Landes, in dem gestohlen werde.
„Es ist eine ungeheure politische Arroganz, uns den Schwarzen Peter zuzuschieben, wenn ein großer Teil der Täter aus Polen kommt“, sagte Andreas Schuster, Chef der Brandenburger Gewerkschaft der Polizei (GdP). Schuldzuweisungen würden nicht helfen, denn die Diebe gehörten zu europaweit agierenden Banden, die auch europaweit bekämpft werden müssten. Polen sei ein wichtiges Transitland, denn die meisten Wagen seien für den riesigen Markt weiter im Osten bestimmt.
Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft in Berlin attackierte den polnischen Botschafter. „Das ist ahnungsloser, arroganter Populismus eines Diplomaten, der ganz offenbar Nachhilfe in diplomatischer Zurückhaltung benötigt“, sagte Landeschef Bodo Pfalzgraf.
Kaum ein Dieb kommt in Haft
Deutsche Ermittler konstatieren zwar, dass die Polizei in Polen den Fahndungsdruck gegen Autodiebe erhöht hat und so die Zahl der Diebstähle senken konnte. Aber die polnische Polizei kümmere es kaum, was ihre kriminellen Landsleute in anderen Ländern trieben, heißt es immer wieder. Die Polizei gehe auch nicht massiv gegen Banden vor, die Diebesgut durchs Land schleusten.
GdP-Chef Schuster kritisiert, dass kaum ein Dieb in Haft kommt. „Sie werden nach Polen ausgeliefert und meist frei gelassen.“ Er bezweifelt auch, dass es etwas bringt, wenn Brandenburg nun für drei Monate drei zusätzliche Polizeihundertschaften in Grenznähe stationiert. „Dann machen die Diebe einfach drei Monate Pause.“ Wichtig wären Grenzkontrollen, ohne die Grenze wieder zu schließen. Aber solche Stichproben seien personalintensiv.
Innenminister Dietmar Woidke (SPD) hielt sich mit Kritik zurück. Brandenburg setze weiter auf enge Zusammenarbeit mit Polen. Die Bekämpfung der Grenzkriminalität werde viele Jahre eine große Herausforderung bleiben. „Das wird kein Sprint, sondern ein Marathon.“