Prenzlauer Berg: Honecker-Zitate sollen zurück zum Thälmann-Denkmal
Das Ernst-Thälmann-Denkmal an der Greifswalder Straße in Prenzlauer Berg könnte bald wieder genau so aussehen wie zu seiner Eröffnung im Jahr 1986. Zwei große Bronzestelen mit sehr langen Zitaten von Thälmann und Honecker gehörten einst zur monumentalen Anlage.
Nach der Wende forderten Politiker, das Denkmal komplett abzureißen. Am Ende wurden nur die Stelen vom Sockel gehoben und in der Zitadelle Spandau gelagert. Die politischen Inschriften des KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann und des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker wollte damals keiner mehr lesen. Im Juni 2013 wollten Junge Liberale das Denkmal sogar symbolisch sprengen. Dabei steht es unter Denkmalschutz.
Doch jetzt gibt es die Idee, die Stelen wieder an ihrem alten Standort aufzustellen, damit das Thälmann-Denkmal wieder komplett erscheint. „Wenn wir das Denkmal authentisch erhalten wollen, gehören die Stelen nun mal dazu“, sagt Jens-Holger Kirchner (Grüne), Stadtrat für Stadtentwicklung im Bezirk Pankow.
Vor einigen Wochen überraschten die obersten Berliner Denkmalschützer mit ihrer Entscheidung, neben dem Denkmal auch große Teile des Ernst-Thälmann-Parks unter Denkmalschutz zu stellen. Die Denkmalschützer lobten die DDR-Plattenbauten, der Wohnpark sei eine „Leistungsschau des real existierenden Sozialismus“, ein „Produkt des komplexen Wohnungsbaus, der hier in außergewöhnlicher Vielfalt und in vorbildlicher Qualität umgesetzt wurde“. Wie ein Bühnenbild baue sich die Wohnsiedlung im Park hinter dem Versammlungsplatz mit dem Denkmal auf, analysierten sie.
Kritische Kommentierung
Vor einigen Tagen trafen sich Denkmalschützer von Senat und Bezirk. Man sprach darüber, was der Denkmalschutz konkret für den Thälmann-Park bedeute. In diesem Zusammenhang entstand bei den Beteiligten die Idee, die Stelen wiederaufzustellen. Von einer „kritischen Kommentierung“ spricht Berlins oberster Denkmalschützer Jörg Haspel. Kirchner nennt es einen politischen Prozess „von der Ablehnung und Aneignung“.
So gibt es die Idee, das Denkmal und die Stelen mit Plexiglas zu verkleiden und aktuelle Infotafeln anzubringen, auf denen sich Besucher über das Leben Thälmanns informieren können und auch über seine politische Rolle, die dem KPD-Vorsitzenden in der DDR zugeschrieben wurde. Stadtrat Kirchner spricht von einem Freilichtmuseum. Das Thälmann-Denkmal mit dem großen Kundgebungsplatz und den hohen Scheinwerfertürmen sei eines der letzten gut erhaltenen DDR-Denkmäler.
Doch so einfach ist es offenbar gar nicht, die Stelen an ihren alten Ort zurückzuholen. Die tonnenschweren Teile lagern seit ihrer Demontage im Jahr 1990 in der Zitadelle Spandau und sind Bestandteil der geplanten Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“, die Ende 2014 eröffnen wird. Neben den Stelen vom Thälmann-Denkmal soll auch der Kopf vom Lenindenkmal in Friedrichshain ausgestellt werden. Das Denkmal lagert in Einzelstücken in einem Waldstück in Köpenick. Etwa 150 Denkmäler werden gezeigt, die nach dem Mauerfall abgebaut wurden.
Von dem Plan, die Stelen wieder am Thälmann-Denkmal aufzustellen, ist die Spandauer Museumsleiterin Andrea Theissen nun gar nicht begeistert. „Da haben wir ein Riesenproblem“, sagt sie. „Die Stelen sind 1990 in unseren Besitz übergegangen. Händeringend sind wir damals gebeten worden, sie zu nehmen.“ Es gebe eine gültige Überlassungsurkunde. „Die Stelen sind fest eingeplant für unsere Ausstellung in der Zitadelle.“
Andrea Theissen bittet vorerst um Zurückhaltung im Ringen um die Stelen. Solange nicht eindeutig geklärt sei, ob die Stelen tatsächlich wiederaufgestellt würden, sollten sie in der Zitadelle bleiben. „Hier sind sie sicher“, sagt sie.