Protest an der FU: Polizei räumt besetzten Hörsaal
Berlin - Im Vorfeld des für Donnerstag geplanten Bildungsstreiks haben am Mittwochabend rund 80 Studenten an der Freien Universität (FU) in Dahlem ein Seminarzentrum in der Silberlaube besetzt. Die Universitätsleitung alarmierte daraufhin die Polizei, die kurz vor Mitternacht anrückte. Viele der Besetzer mussten herausgetragen werden. Dabei sei es zu Rangeleien gekommen, sagte Erik Marquardt, Vorstandsmitglied beim studentischen Dachverband fzs. Mehrere Dutzend Beamte waren im Einsatz.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der FU verurteilte in einer Mitteilung den Einsatz der Polizei und die "Wahl gewalttätiger Mittel gegen friedlich diskutierende Studierende". Er stufte das Vorgehen "mit 13 Einsatzwagen und Hunden" als "völlig unverhältnismäßig" ein. Die Polizei spricht dagegen von einem normalen Einsatz. Laut Marquardt richtete sich der Protest gegen schlechte Studienbedingungen. "Es gibt nicht genug Studienplätze, zu wenig studentischen Wohnraum und eine schlechte Betreuungssituation", sagte er.
Der Sitzblockade im Hörsaal war eine studentische Vollversammlung vorangegangen, bei der nach AStA-Angaben rund 1000 Studierende der FU sowie anderer Berliner Hochschulen die aktuelle Bildungssituation diskutierten. Sie forderten einen hürdenfreien Zugang zu Bildung sowie mehr Selbstbestimmung im Studium.
Am Donnerstag wollen sich ab 12 Uhr Berliner Schüler und Studenten vor dem Roten Rathaus in Mitte zum Bildungsstreik versammeln. Linke Gruppen wie die Initiative "Bildungsblockaden einreißen" haben zu dem Streik in der Hauptstadt aufgerufen. Gefordert wird mehr Geld für Schulen und Hochschulen sowie mehr Chancengleichheit im Bildungssystem. Die Veranstalter rechnen mit 5000 Teilnehmern.
"Die Perspektive für Berliner Schüler auf ein auskömmliches Leben ist in weite Ferne gerückt", heißt es in einem Offenen Brief des Bündnisses. "An den großen Universitäten in Berlin ist kaum noch ein Jugendlicher mit einem Numerus Clausus von größer als 1,3 zugelassen." Der GEW-Landesvorstand forderte Lehrer auf, streikbereite Schüler zu unterstützen. So sollen keine Klausuren für Donnerstag angesetzt werden. Der Landesschülerausschuss, das oberste Schülergremium, zählt diesmal nicht zu den Initiatoren.
Nicht nur in Berlin, auch bundesweit hat die Initiative "Bildungsstreik" für Donnerstag zu Protesten aufgerufen. In ganz Deutschland wollen tausende Schüler, Studenten und Azubis für Verbesserungen im Bildungssystem auf die Straße gehen. Proteste sind auch in München und Hamburg geplant.