Protest für Andrej Holm: Besetzung des Instituts für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität Berlin geht weiter
Berlin - Dienstagvormittag, Tag 6 der Besetzung des Instituts für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität (HU) zur Erzwingung der Wiedereinsetzung des entlassenen Dozenten Andrej Holm: Überall steht Geschirr herum, die Abwaschschüsseln sind gut gefüllt, Kaffeemaschinen blubbern. An den Wänden hängen Plakate, mit denen die Studenten gegen die Kündigung ihres Stasi-belasteten Stadtsoziologen und Kurzzeit-Staatssekretärs protestieren.
Aber auch Zettel mit allerlei Organisatorischem: wer wann mit Stullenschmieren dran ist. Wo der Müll hinkommt. Wie man sich respektvoll begegnet. An wen man sich wendet, wenn es mal Ärger gibt. Immerhin übernachten nach Angaben der studentischen Besetzer Nacht für Nacht bis zu 30 Menschen im Keller des Gebäudes. Und ein Ende ist nicht absehbar. Man fordere Mitbestimmung und wolle nicht eher gehen, ehe Andrej Holm wieder eingestellt sei, heißt es.
„Bringt Kuchen mit, wir haben keinen Backofen!“
Auf einer Pressekonferenz wird ein Besetzungsmanifest verlesen. Unter dem Titel „Was wir tun“ heißt es etwa: „Wir leisten Widerstand. Wir sind politisch.“ Unter „Was wir wollen“ geht es um „eine Wohnungspolitik im Interesse der Mieter und Mieterinnen, nicht im Interesse der Investoren und Investorinnen“. Unter „Was wir fordern“ lädt man die Angestellten des Instituts und der gesamten Universität zu einem Besuch bei Kaffee und Kuchen ein. Aber, heißt es augenzwinkernd: „Bringt Kuchen mit, wir haben keinen Backofen!“
Kein Kontakt zur Uni-Leitung
Zur Uni-Leitung haben die Protestierer nach eigenen Angaben keinen Kontakt. „Kein Bedarf“, sagen sie. Dazu passt die feindliche Haltung der Studenten der vermeintlich von der SPD gesteuerten HU-Präsidentin Sabine Kunst gegenüber, die sich auf Plakaten äußert. „Ist das Kunst oder kann das weg?“ sind noch freundliche Formulierungen.
Besser ist offenbar das Verhältnis zur Leitung des Sozialwissenschaftlichen Instituts. Dieses hat zunehmend Schwierigkeiten, für die fünf besetzten Räume Ersatz zu finden, um dort die regulären Lehrveranstaltungen anbieten zu können. Man sei in Gesprächen, sagen die Studenten.
Instituts-Dekanin Julia von Blumenthal spricht sich weiter für „eine Duldung der Besetzung aus“, wie sie sagt. Auch zur Causa Holm hat sie sich eine Formulierung zurecht gelegt: „Ich bedaure, dass die Fakultät mit Herrn Holm einen von den Studierenden sehr geschätzten Dozenten und Kollegen verliert.“ Und dennoch: „Die Entscheidung von Frau Kunst halte ich für richtig und unterstütze sie.“