Prozess: Zirkusleute als „Scheißpack“ beschimpft
Neuruppin - Der Angriff auf einen Zirkus in Milmersdorf vor rund zwei Jahren sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Am 24. September 2010 wollte der Zirkus Happy in dem kleinen Ort in der Uckermark gastieren.
Doch dazu kam es nicht. Zwischen den Zirkusleuten und den Einwohnern kam es offenbar wegen freilaufender Hunde zum Streit, der eskalierte. Steine flogen auf die Artisten, ihre Tiere und die Campinganhänger. Schließlich wurden die Zirkusleute mit Worten wie „Zigeunerpack, verpisst euch“ und „Wir fackeln euch die Wagen ab“ beschimpft und bedroht. Unter Polizeischutz baute der Zirkus schließlich seine Zelte ab und verließ den ungastlichen Ort.
Am Mittwoch saßen vier Einwohner von Milmersdorf auf der Anklagebank im Landgericht Neuruppin. Es war eine Berufungsverhandlung, vorgeworfen wurde ihnen Volksverhetzung, Sachbeschädigung und versuchte Nötigung. In erster Instanz waren die zur Tatzeit 17-jährigen Kai M. und Nicole W. und der 20-jährige Alexander W. zu Freizeitarrest sowie die 25-jährige Friederike P. wegen gemeinschaftlicher Volksverhetzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Dagegen hatten sie Rechtsmittel eingelegt.
Keine Volksverhetzung
Am Mittwoch endete der Prozess mit milden Urteilen. Die beiden Frauen wurden freigesprochen. Es folgten zwei Schuldsprüche – jedoch nicht wegen Volksverhetzung. Kai M. wurde wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung verwarnt. Der junge Mann hatte nach Ansicht des Gerichts Steine auf die Zirkuswagen geworfen. „Er muss zudem 100 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten“, sagte Gerichtssprecherin Iris le Claire. Alexander W. wurde wegen Beleidigung verwarnt. Er muss zudem 50 Stunden gemeinnützig arbeiten. Der Angeklagte hatte laut Gericht in dem Verfahren eingeräumt, die Zirkusleute als „Scheißpack“ beschimpft zu haben.
Nach Überzeugung des Gerichts sind bei dem Übergriff durchaus volksverhetzende Drohungen gefallen. „Die Worte sind aus einer Gruppe heraus gerufen worden. Es konnte aber in dem Prozess nicht nachgewiesen werden, wer aus der Gruppe diese Drohungen ausgesprochen hat“, sagte Gerichtssprecherin Iris le Claire.
Ob die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel einlegt, ist unklar. Sie hatte sich mit den Freisprüchen unzufrieden gezeigt.