Racial Profiling: „In neun Monaten hat mich die Berliner Polizei 23 Mal kontrolliert“

Berlin - Die Polizei hat wegen ihres Einsatzes in der Kölner Silvesternacht viel Lob erfahren, aber auch Kritik einstecken müssen. Denn einige Politiker wie die Grüne Simone Peters oder der Sozialdemokrat Christopher Lauer warfen den Sicherheitsbehörden „Racial Profiling“ vor, also Kontrollen nach Hautfarbe. Die Polizei wies diesen Vorwurf zurück. „Racial Profiling“ gebe es bei ihr nicht.

Eine, die es nach eigenem Bekunden in Berlin schon mehrfach anders erlebt hat, ist Sandhya Kambhampati. Die junge US-Amerikanerin lebt seit März 2016 in Berlin und wurde laut eigener Aussage seitdem bereits 23 Mal von der Polizei kontrolliert. Das erste Mal sei frühmorgens beim Joggen im Mauerpark in Prenzlauer Berg gewesen, schreibt die Journalistin auf der Rechercheplattform correctiv.org. Ein Polizist habe sie angehalten und gefragt, was sie hier mache und woher sie komme. „Hatte ich etwas falsch gemacht? Warum wurde ich, kaum in Deutschland angekommen, von der Polizei kontrolliert?“, fragte sich Kambhampati damals.

Immer wieder sie

Mittlerweile meint sie, die Antwort zu kennen: „Ich werde kontrolliert wegen meiner dunklen Hautfarbe.“ Sie erzählt, wie sie inmitten einer Gruppe von Freunden – allesamt weiß – als einzige für eine Ausweiskontrolle herausgepickt wird, wie sie bei Spaziergängen immer wieder angehalten und nach ihrer Herkunft und ihren Papieren gefragt wird.

Und immer wieder gebe es dieselben Szenen, wenn die Beamten dann ihren Ausweis sehen. „Wenn ich den Polizeibeamten dann meinen Pass zeige, scheinen sie stets überrascht, dass ich aus den USA stamme. Und nicht aus Indien, dem Land meiner Eltern.“ Kambhampati empfindet das als Beleidigung. „Wie kommt es, dass die Polizisten in einer europäischen Metropole solche provinziellen Stereotype mit sich herumtragen?“

Diese Kontrollen kosten Vertrauen

In den USA habe sie zwar auch Rassismus erlebt, aber erst hier in Deutschland sei sie verstärkt ins Visier der Polizei geraten. Dieses „Racial Profiling“, so Kambhampati, sei nicht nur extrem verletzend, sondern kostet sie auch jegliches Vertrauen in die Sicherheitsbehörden. „Es will mir nicht in den Kopf, wie farbige Menschen der Polizei in Deutschland vertrauen sollen, wenn die in ihnen in einem fort mögliche Missetäter sieht.“

Als Journalistin wollte die US-Amerikanerin nachforschen, ob sich die Polizei dieser Praktiken bewusst ist. Die Berliner Beamten stritten dies ab. „Racial Profiling“ gebe es nicht, weil es verboten sei. Auch die Polizeibehörden anderer Bundesländer antworteten auf diese Weise.

Kambhampati hat da ihre Zweifel. „Ich habe es anders erlebt. Und ich bin nicht die einzige.“